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Mathias fährt mit dem Fahrrad von Aachen nach Spanien

Fahrrad Setup von Mathias
Mathias Wittig/DAAD

Mathias ist mit seinem Fahrrad von Aachen nach Spanien gefahren um sein Erasmus+ Studium dort zu absolvieren. Er berichtet uns von seinen Erfahrungen während der Fahrradtour.

Ich bin für mein ERASMUS+ Semester mit dem Fahrrad von Deutschland nach Spanien gefahren.

Warum?
Ich hab große Angst vor dem Klimawandel und will so gut wie möglich versuchen das Problem nicht auch noch zu verstärken. Ich studiere in Deutschland in Aachen und hab mein Erasmus+ Semester in Jaén in Südspanien gemacht. Das heißt, ich musste ca. 2100 km zurücklegen und dabei keinen Ozean überqueren – keine unüberwindbare Distanz. Mit dem Flugzeug wollte ich deswegen auf keinen Fall anreisen. Die naheliegenden Alternativen wären dann Zug, Bus und Mitfahrgelegenheiten. Damit dauert die Anreise jeweils grob 2 Tage. Auf jeden Fall ein wenig mühselig, aber definitiv machbar und sehr sehr klimafreundlich.
Ich wollte aus klimafreundlichem Reisen aber das Maximum herausholen und aus der Fahrt ein kleines Abenteuer machen. Deshalb hab ich mich dann fürs Fahrrad entschieden. Mich hat es auch einfach mal interessiert zu sehen, wie sehr man wirklich auf konventionelle Verkehrsmittel angewiesen ist und was davon nur Bequemlichkeit ist.

Zur Planung und Gepäck
Viel habe ich davor eigentlich nicht geplant. Ich hatte 14 Tage Zeit um nach Jaén zu kommen, weil ich dort pünktlich zum Semesterstart ankommen wollte.
Zur Navigation hab ich die App Komoot genutzt. Bei der Route hab ich eigentlich nichts geplant, ich hab einfach Start und Ziel der Reise eingegeben und das wars. Auf so einer langen Strecke kann viel dazwischen kommen, da lohnt es sich gar nicht alles davor bis ins kleinste Detail zu planen. Die geplante Strecke war dann 2150 km lang, mit einem eingeplanten Pausetag zwischendrin waren das ca. 160 km pro Tag.

Ich bin mit meinem ganz normalen Rennrad gefahren, das ich sonst so auch immer im Alltag nutze um zur Uni oder zu Freunden zu fahren. Das hab ich mal vor sechs Jahren für 250 € gebraucht gekauft, war also nix besonderes. Vor der Abfahrt hab ich nur noch einige Dinge reparieren lassen.
Nachts hab ich meistens wild gecampt. Das hatte den Vorteil, dass ich nicht immer ein spezielles Hostel am Abend ansteuern musste und konnte einfach so lange fahren wie ich wollte. Deswegen hab ich Zelt und Schlafsack mitgenommen, die hatte ich aber auch davor schon - musste also nix neu kaufen.

Camping
Mathias Wittig/DAAD

Beim sonstigen Gepäck hab ich nur das Minimum mitgenommen: Ein paar Medikamente, Verbandszeug, ein paar Werkzeuge und eine Minimalauswahl an Kleidung. Verpackt habe ich alles in einem Rucksack und einer Satteltasche. Ich hab so viel Gewicht wie möglich am Fahrrad montiert, damit es für den Rücken möglichst angenehm bleibt. Um unterwegs mit Strom versorgt zu sein, hab ich mir ne große Powerbank mit ausfaltbaren Solarzellen gekauft. Das war eigentlich auch das einzige, das ich mir für die Reise wirklich neu kaufen musste.
Alle anderen Sachen, die ich im Erasmus+ sonst noch brauchen würde, hab ich mir dann per Post nach Jaén an meinen Buddy vom dortigen Erasmus-Buddy-Program schicken lassen.

Die Fahrt
Für die ersten Kilometer wollten zwei Freunde mitfahren, von denen leider einer nach 5 km gleich so hart gestürzt ist, dass wir ihm einen Krankenwagen rufen mussten. Ihm geht’s aber zum Glück wieder gut. Für mich ging es dann alleine weiter. Die Route führte über Belgien nach Frankreich und dann weiter nach Spanien.

Meine Tage bestanden eigentlich alle hauptsächlich aus Fahrradfahren. In der Früh, sobald ich wach geworden bin, hab ich immer direkt mein Zelt abgebaut und bin losgefahren. Zwischendurch immer mal wieder Stopps bei Supermärkten und Tankstellen, um neues Wasser und Essen zu kaufen. Einen Campingkocher mitzunehmen war mir viel zu schwer und damit zu kochen hätte immer ewig gedauert. Deswegen hab ich mich in den zwei Wochen einfach sehr viel von Backwaren ernährt, das hat aber auch super funktioniert. Ab und zu bin ich auch für etwas Warmes zu Imbiss-Buden gefahren. Zur Mittagszeit hab ich meistens etwas längere Pausen gemacht weil es trotz Spätsommer vor allem in Spanien noch oft so um die 35 Grad hatte. Abends bin ich immer bis zur Dämmerung gefahren und hab dann nach Stellen zum Wildcampen gesucht. Kurz Zeltaufbauen, Abendessen und dann Schlafen.

Belgien und Nordfrankreich zogen schnell vorbei. Es war alles noch saftig grün und relativ flach. Alles sah auch noch relativ vertraut aus. Nach fünf Tagen hatte sich meine Achillessehne entzündet. Deswegen hab ich dann einen Tag pausiert und bin von Châtellerault in der Mitte Frankreichs mit dem Zug 280 km weiter nach Bordeaux gefahren und hab dort eine Nacht im Hostel verbracht um meinem Fuß etwas Ruhe und eine große Portion Schmerzgel zu gönnen. Das hat auch relativ gut funktioniert. Deswegen konnte ich am nächsten Tag weiter an den Atlantik radeln. Dabei bin ich auch mal durch ein 20 km langes Waldstück gefahren, in dem ein paar Wochen zuvor noch Waldbrände gewütet hatten – in dem gesamten Abschnitt waren die Bäume entweder unten schwarz oder komplett weggebrannt. Das hat mir den Klimawandel nochmal deutlich vor Augen geführt.

Waldbrand
Mathias Wittig/DAAD

Danach bin ich über die Pyrenäen und nach Nordspanien. Dort war es auch gleich nochmal deutlich wärmer und viel trockener als in Frankreich. In Spanien hat sich dann alles nochmal viel fremder und aufregender angefühlt. Westlich von Madrid bin ich dann nochmal für eine Nacht ins Hostel um meine Powerbank aufzuladen - meine Solarzellen konnte ich leider doch nicht genug in die Sonne legen. Es war beeindruckend, wie schnell sich Landschaft und Menschen die über die Tage hinweg geändert haben. Schlussendlich bin ich dann Sonntagmittag in Jaén angekommen - Montag ging die Uni los.

Das waren dann fast exakt zwei Wochen Fahrt. Oft war es unendlich schön (man kommt an wunderschöne Orte, die man nie absichtlich angesteuert hätte). Und da wo’s nicht schön war, war‘s zumindest interessant.

Weiterempfehlung?
Auf jeden Fall! Es war unvergesslich. Ich hab mich sehr frei gefühlt. Es war nie langweilig weil man eigentlich immer mit Fahrradfahren beschäftigt ist. Man muss ein bisschen Zeit mitbringen aber man kann ja auch nur ein Teilstück fahren und den Rest mit dem Zug oder Bus (vor allem in Spanien und Frankreich ist es aber viel einfacher und günstiger Räder im Fernbus als im Zug mitzunehmen). So eine Reise kann auch jeder in seinem Tempo machen. Ich persönlich mach schon gerne Sport, bin aber auch nicht übertrieben durchtrainiert und bin auch in keinem Rennradverein oder so. Ich würde vielleicht empfehlen davor mal eine 2-Tagestour gemacht zu haben, damit man ein bisschen einschätzen kann wie weit man so kommt.

Einziger großer Negativpunkt der Reise war der Verkehr. Meistens musste ich auf der Landstraße fahren weil es einfach keine Fahrradwege gab. Wenn einen da LKWs oder Traktoren mal eng überholen ist das schon gefährlich und in zwei Wochen passiert sowas schon sehr oft. Ein paar Mal musste ich Straßenabschnitte komplett umfahren weil sie mir einfach zu gefährlich waren. Wenn man aber noch ein bisschen mehr Zeit mitbringt, kann man sich die Route aber auch immer noch auf weniger befahrene Straßen legen, die vielleicht einen Ticken länger aber dafür sicherer sind.

Das soll jetzt aber überhaupt nicht entmutigend klingen. Mir persönlich hat es jedenfalls gut genug gefallen, dass ich nach meinem Erasmus von Jaén noch weiter durch Marokko nach Marrakesch geradelt bin. Das war mindestens nochmal genauso interessant und genauso schön wie die Fahrt nach Jaén.

Kosten?
Außer dem Akkupack für 40 € musste ich mir eigentlich nichts für die Reise kaufen. Wenn man jetzt kein Zelt oder so hat kann man sich das aber auch oft bei Freunden ausleihen oder so - es muss also auf keinen Fall teuer werden.
Die zwei Nächte im Hostel waren etwa 60 €, die hätte ich aber auch vermeiden können.
Das Fahrrad davor nochmal fit zu bekommen hat 200 € gekostet, das hätte ich aber ohnehin mal machen müssen, weil ich das Fahrrad ja auch im Alltag hernehme.  
Durch das ganze Fahrradfahren musste ich auch viel Essen kaufen, dadurch dass ich aber sehr viel in Supermärkten gekauft hab waren meine durchschnittlichen Ausgaben für Essen bei nicht mehr als 10-15 € pro Tag.
Ich hab über das Green-Travel Programm 122 € bekommen (das Geld ist aber für Hin- & Rückreise zusammen). Mein WG-Zimmer hatte ich schon untervermietet und deswegen musste ich in diesen zwei Wochen auch keine Miete zahlen.
Darüber hab ich auch noch einmal 150 € gespart.
Außerdem hatte ich jetzt ein Fahrrad in Jaén und musste so nie Geld für den ÖPNV dort ausgeben, das hat mir bestimmt auch nochmal 100€ gespart.  

In Summe war es also eine maximal günstige Reise - in meinem normalen Leben in Aachen hätte ich in der Zeit mehr Geld ausgegeben.

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