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Inklusion

Mit dem Thema Inklusion haben wir uns schon länger befasst. Gerade als Verein haben wir uns oft die Frage gestellt, inwiefern unsere Veranstaltungen tatsächlich barrierefrei sind. Auch hier haben wir sehr häufig gelernt, dass Theorie und Praxis meist etwas ganz anderes sind. So haben wir schon seit längerem ein Mitglied, welches an den Rollstuhl gebunden ist.
Schon seit wir 2021 (Aufgrund der Covid-Pandemie) unsere Events auf Online-Anmeldung umgestellt haben, stellen wir die Information bereit, ob das Event barrierefrei zugänglich ist, oder nicht. Tatsächlich ist es dann aber ein Unterschied, ob es theoretisch barrierefrei ist, oder ob man sich nun wirklich um die Organisation von Transport usw. kümmern muss. Während sich beispielsweise Stadttouren relativ leicht barrierefrei gestalten lassen, (zumindest nach Rücksprache der Tour-Guides) ist das bei Städtetrips schon schwieriger. Besonders wenn man z.B. noch Mittagessen möchte. So stellt sich heraus, dass gute, kostengünstige Restaurants meist nicht barrierefrei sind oder, was häufig der Fall ist,
nicht über eine entsprechende Toilette verfügen. Recherchieren ist schwierig, da die
meisten Restaurants solche Informationen nicht bekannt geben, man muss in fast allen Fällen anrufen und dann herausfinden, ob die Toilette barrierefrei ist, häufig geht es dabei nur um die Größe der Toilette.

Im Jahr 2022 haben wir dabei explizit drei Städte-Ausflüge angeboten, die im vollen Umfang barrierefrei zugänglich sein sollten. Diese führten in die nahe Stadt Basel sowie nach Strasbourg. Im Falle von Strasbourg konnten wir schon im Jahr 2021 Erfahrung sammeln.

In Basel war das Umsetzten relativ einfach, da wir es hier bei der Anreise lediglich mit
einer Bahngesellschaft, der DB Regio zu tun hatten, welche in unserem Streckennetz
lediglich modernste, Rollstuhltaugliche Fahrzeuge einsetzt, auch die Organisation von
Hilfspersonal am Startbahnhof und Endbahnhof ist vergleichsweise leicht. Leider war beim ersten Basel-Ausflug 20.03.2022 das Zugpersonal nicht geschult, wie man die Rampe korrekt auslegt, da die Bahnsteige am Freiburger Hbf unterschiedliche Bahnsteighöhen aufweisen und daher je nach Abfahrtsort (Gleis 3 anders als z.B. Gleis 4) der Zug nicht zur Tür passt. Daher musste die Rampe ausgelegt werden, dabei stürzte wegen Fehlbedienung die Türsoftware ab, der ganze Zug musste neu gestartet werden und ein etwas genervter Lokführer hat sich schlussendlich gekümmert, allerdings hatte unser „Einstiegsvorgang“ ganze 20 Minuten gedauert, sodass wir nur durch die Tatsache einen Rollstuhlfahrer mitnehmen zu wollen 20
min Verspätung verursacht hatten. Leider mussten wir dann auch einige unschöne Kommentare anderer Fahrgäste entgegennehmen.

In Basel selbst hat sich das Bewegen relativ leicht gestaltet, auch wenn wir einige Umwege in Kauf nehmen mussten. Da wir aber schon vorher ungefähr planen konnten, wo es möglicherweise Treppen gibt, war das kein Problem.

Basel Rhine
ESN Freiburg

Beim 2. Besuch von Basel am 6.11.2022 fuhr der Zug in Freiburg von Gleis 3, dadurch
ergaben sich die obigen Probleme gar nicht, da dieser Bahnsteig über eine geeignete Höhe verfügt. Die Verfügbarkeit von Toiletten für Mobilitätseingeschränkte war in Basel auch weitestgehend gut.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Organisation tatsächlich erheblich aufwändiger wird, wenn man an vollständige Barrierefreiheit denken muss, auch die Zugänglichkeit zu Toiletten wird häufig problematisch.

Vorweg kann man sagen, dass in Strasbourg, anders als nach Basel, ein Umstieg in Offenburg erforderlich ist. Von Offenburg nach Strasbourg fahren Züge der SWEG. Hier muss man also getrennt für die Organisation der Zugänglichkeit der Züge kümmern. Auf der Strecke werden aber auch hin und wieder französische Züge im Auftrag der SWEG eingesetzt, diese passen nicht zu den deutschen Bahnsteighöhen, ein Mitfahren mit dem Rollstuhl ist hier dann gar nicht möglich. Das ist im Allgemeinen kein Problem, wenn man weiß, welcher Zug wann fährt. Aus der allgemeinen Fahrplanauskunft ist das aber meist nicht ersichtlich, da die Züge generell barrierefrei wären, aber hier der Grenzübertritt das Problem darstellt. In diesem Fall hatte die SWEG falsche Auskunft gegeben und es kam nicht der angekündigte Zug, für den normalen Fahrgast egal, sodass wir die Gruppe mit dem Zug mit nach Hause genommen haben, allerdings musste Phillip dann später mit einem Taxi für 230€ die Strecke nach Freiburg antreten, da keine passenden Züge mehr kamen bzw. sich auch die Anschlussverbindungen nicht mehr als passend erwiesen.
Die Kommunikation zwischen zwei Bahnunternehmen muss selbst in die Hand genommen werden, als Konkurrenten tauschen diese gar keine Daten miteinander aus, auch die Anmeldung erfolgt auf unterschiedlichem Wege. Wenn man nicht die DB nutzt, sollte man unbedingt telefonisch klären, wie das Ganze abläuft. Es scheint so, dass private Bahnunternehmen hier keine Standartverfahren haben.

In Strasbourg selbst wiederum klappte alles ganz gut. Nach der Erfahrung von 2021 wussten wir auch schon welche Restaurants barrierefrei zugänglich sind, lediglich die
Toilettensituation dort ist für Mobilitätseingeschränkte miserabel, da sich die öffentlichen Toiletten in Containern oder nur mit Treppen erreichen lassen. Die Straßenbahn lässt sich in Strasbourg allerdings sehr gut auch mit Rollstuhl nutzen.

Wie komplex es ist, einen Ausflug oder eine Veranstaltung barrierefrei zu organisieren, kann Philipp aus eigener Erfahrung berichten:

Am 04.12.2022 fand der ESN Freiburg Trip nach Strasbourg statt. Um mitfahren zu können, musste ich zunächst Einstiegshilfen für alle Züge bei der Deutschen Bahn anmelden. (Streckenabschnitt Freiburg-Offenburg) Dabei hat mir das Online-Formular der Mobilitätszentrale der DB sehr geholfen. Für den Streckenabschnitt zwischen Offenburg und Kehl empfiehlt es sich allerdings, mit der SWEG (Südwestdeutsche Eisenbahn Gesellschaft) telefonisch Rücksprache zu halten, um böse Überraschungen zu vermeiden. Sonst kann es einem schnell mal passieren, dass der Lokführer von nichts weiß und nur widerwillig eine Rampe auslegt. Oder aber es kommt, wie in diesem Fall ein französischer Zug ohne Rampe, weswegen ich zwei Stunden bei nasskaltem Wetter ohne Toilette am Bahnsteig ausharren musste (in Kehl am Bhf gibt es keine barrierefreie Toilette) - um schließlich resigniert für viel Geld mit dem Rollstuhltaxi nach Hause zu fahren. (Kehl-Freiburg).

Davon abgesehen war es aber ein sehr schöner Trip. Bis auf gelegentliches Kopfsteinpflaster ist die Strasbourger Innenstadt weitgehend rollstuhlgängig, alle größeren Geschäfte sind stufenlos zugänglich, und in viele Restaurants kommt man bequem ohne Rampe rein. Auch die Stände des Weihnachtsmarkts, der jährlich zwischen Ende November und Ende Dezember stattfindet, lassen sich super mit dem Rollstuhl erkunden.
Was die sanitären Anlagen in der Stadt betrifft, musste ich mich leider auf die Galleries Lafayette verlassen (Einkaufszentrum). Denn anders als in den meisten deutschen Städten haben die öffentlichen Toiletten in Frankreich nur selten einen separaten Bereich für Rollstuhlfahrer*innen. In den Galleries gibt es diesen Bereich zwar, doch da insgesamt nur je zwei Kabinen für alle Männer bzw. Frauen vorhanden sind, wird dieser oft von anderen Nutzer*innen blockiert.
So müssen sich auch Rollstuhlfahrer hintenanstellen und hoffen, dass sie von Reinigungsfachkräften vorgelassen werden. Beeilen muss man sich anschließend sowieso.
Falls man es in der Beziehung zwar um einiges enger, dafür aber entspannter haben will, empfiehlt sich ein Besuch im Au Brasseur. In diesem zentral gelegenen Lokal bekommt man neben authentisch elsässischer Küche (Flammkuchen!) auch sehr feines, hausgebrautes Bier.

Unter dem Motto “United in Love! - against hate, war and discriminiation” nahmen die
Mitglieder des ESN Jena e.V. zusammen mit etwa zwanzig Erasmi und internationalen
Studierenden am CSD-Umzug durch Jena teil.
ESN steht nicht nur für kulturelle Gleichstellung und Integration, sondern auch für die aller Bevölkerungsgruppen. Das Ziel der Veranstaltung war es Bewusstsein für die LGBTQ+ Gesellschaft relevante Themen zu schaffen und als Verein ein Zeichen zusetzten, dass wir diese auch unterstützen.
Gestartet wurde der Umzug 14 Uhr am Westbahnhof und führte einmal durch die Stadt bis zum Endpunkt, der Rasenmühleninsel im Paradiespark. Dort gab es zahlreiche Informationsstände sowie Mitmachaktionen zu Themen rund um die Queer Community. ESN-Mitglieder und Erasmi haben sich dort in einer kleinen Runde zusammengefunden und jeder der sich wohl gefühlt hat konnte über seine eigenen Erfahrungen zu dem Thema berichten, falls es schon einmal Berührungspunkte gab. Es ergab sich ein offener Austausch, bei welchem alle etwas voneinander lernen konnten, und vor allem ohne für seine Aussagen oder Meinung verurteilt zu werden.

Der ganze Nachmittag war trotz seines ernsten und wichtigen Themas sehr ausgelassen, mit viel Offenheit und einem gewissen Gemeinschaftsgefühl.

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privat/ESN Jena

Die LEI Rosenheim hat ein Lichterfest im Sommer 2022 organisiert. Wir haben uns dazu entschieden den vollen Ertrag an den Arbeitskreis Ukraine-Hilfe Rosenheim zu spenden. Dies ist ein von den Studierenden organisierter Arbeitskreis, der die ukrainischen Flüchtlinge unterstützen möchte.

Foto Lichterfest
Lokale Erasmus+ Initiave Rosenheim / DAAD
 
2foto Urkunde
Lokale Erasmus+ Initiave Rosenheim / DAAD

Senegambia Web
International Club / FU Berlin

Am Mittwoch, 27. April 2022, nahmen zwanzig Studierende der Freien Universität Berlin an einer Stadtführung des Vereins Querstadtein teil. Die Mitglieder des Internationalen Clubs der FUB entdeckten so die deutsche Hauptstadt, insbesondere den Stadtteil Kreuzberg, von einer ganz anderen Seite.

Senegambia 2 Web
International Club / FU Berlin

Die etwa zweistündige Tour durch Kreuzberg begann in der Wiener Straße 13, wo der senegalesisch-gambische Stadtführer Muhammed Lamin Jadama die Teilnehmenden freundlich begrüßte und kurz den Ablauf der Tour schilderte.

Die erste Station der Tour war die Gerhart-Hauptmann-Schule, wo Muhammed den Teilnehmenden erzählte, dass zwischen bis zu 600 Geflüchtete das damals leer-stehende Schulgebäude im Jahr 2012 besetzten und dort bis zur Zwangsräumung 2014 wohnten. Auf die Frage eines Mitglieds, was mit den Geflüchteten geschah, erzählte er, dass mit großer Wahrscheinlichkeit so gut wie alle dort Wohnenden abgeschoben wurden. Anschließend wurde das Schulgebäude erneut von Geflüchteten besetzt.

Die zweite Station war einer der vielen wichtigen Treffpunkte des Stadtteils: das Restaurant Senegambia. Dort teilte Muhammed persönliche Geschichten über seine Herkunft sowie über die Kolonialgeschichte westafrikanischer Länder.

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International Club / FU Berlin

Goerli 2 Web

International Club / FU Berlin

In der darauffolgenden Station im Görlitzer Park erklärte er, wie die Drogenproblematik im „Görli“ mit dem europäischen Asylsystem zusammenhängt, was es für das eigene Leben bedeutet, keinen Aufenthaltsstatus zu haben und wie Streetworker versuchen, Betroffene zu unterstützen. Dabei berichtete Muhammed auch von seiner Arbeit bei Fixpunkt e. V., wo Drogenabhängige Erstversorgung und ärztliche Betreuung sowie beispielweise saubere Spritzen erhalten können.

Als vorletzte Station stellte er in der Falckensteinstraße 18 eine der vielen Kreuzberger Initiativen und Vereine vor, in denen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte das Zusammenleben im Kiez gemeinsam gestalten und wo er seine eigenen Fotografien über Migration ausstellt.

Falckensteinstrasse Web

International Club / FU Berlin

In der letzten Station im Studio von "We are born free! Empowerment Radio" in der Waldemarstraße erzählte er schließlich davon, wie fehlende Pressefreiheit ihn selbst gezwungen hat, Gambia zu verlassen, und berichtete von seinem eigenen Engagement für die Selbstorganisation migrantischer Communities.
Besonders diese persönlichen Ausführungen hinterließen Spuren bei den Teilnehmenden der Tour. Denn trotz all der enormen Hürden und Schwierigkeiten, die Muhammed auf dem langen Weg bis hierher nach Berlin überwinden musste, hat er eine außergewöhnlich positive und motivierte Ausstrahlung, die sehr herzergreifend ist.

Sein abschließender Appell an alle Teilnehmenden war „Be kind to people regardless of what they look like and where they came from!“

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