Noah: Grün unterwegs mit Zug, Bus und Fähre
Das Thema „Green Traveling“ nimmt im Erasmus+ Programm seit der neuen Programmgeneration einen besonderen Platz ein, indem es Studierenden ermöglicht, ihre Auslandsaufenthalte umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Dieses Engagement für nachhaltiges Reisen wurde kürzlich an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn gewürdigt. Am 15. Mai fand die Preisverleihung zum Wettbewerb „Grün unterwegs“ statt, bei der das International Office Studierende für besonders umweltbewusste Reiseformen während ihres Erasmus-Aufenthaltes auszeichnet. Zu den Preisträgern gehört der Geographiestudent Noah Nockher, der mit Bahn, Bus und Fähre nach Cork und zurückreiste.
Was hat Dich dazu bewegt, nachhaltig zu reisen?
Schon vor meinem eigentlichen Bewerbungsprozess habe ich über Kommiliton:innen erfahren, dass es im Erasmus+ Programm einen finanziellen Zuschuss gibt, sofern man mindestens 51 Prozent der Reisestrecke mit nachhaltigen Verkehrsmitteln zurücklegt. Von da an war es für mich klar, dass ich das auch möchte. Im eigentlichen Bewerbungsprozess gab es dann die detaillierten Infos zu dem Thema.
Wieviel Kilometer hast Du auf Deiner nachhaltigen Reise zurückgelegt?
Von Bonn nach Cork sind es circa 1.100 Kilometer Luftlinie. Ich habe um die 1.300 km mit Zug, Bus und Fähre zurückgelegt.
Was hat Dich motiviert, grün zu reisen?
Ich bin schon immer gerne mit dem Zug gefahren und war vorher noch nie in Großbritannien, deswegen hat mich zu einem Teil der Entdeckergeist motiviert. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass bei weiter entfernten Austauschstädten wie Cork, das Fliegen als alternativlos gesehen wird. Es war daher für mich eine kleine Challenge zu beweisen, dass man auch ohne Flugzeug sehr gut und nachhaltiger nach Irland kommen kann. Die Aussicht auf einen möglichen finanziellen Zuschuss durch das International Office der Uni Bonn hat mich zusätzlich bestärkt, den größeren zeitlichen und finanziellen Aufwand auf mich zu nehmen.
Wie hast du Dich auf deine Reise vorbereitet?
Zuerst habe ich online recherchiert, ob eine Zugreise nach Irland überhaupt möglich ist. Dafür sind die Portale trainline.com oder einfach Google Maps sehr hilfreich. Bei meiner Recherche bin ich außerdem auf die Website seat61.com gestoßen, die recht detailliert die Verbindung London-Irland beschrieben hat. Hier bin ich auf viele nützliche Tipps gestoßen und konnte mir schonmal einen ersten Eindruck machen. Die Buchung der Tickets war Arbeit, da auf dem Hinweg ein nationaler Zugstreik in UK meine Reisepläne durcheinandergewirbelt hat. Für den Rückweg habe ich dann ein Interrail Ticket gebucht, das war viel entspannter.
Hast du während Deiner Reise besondere Erlebnisse erlebt?
Ja, auf dem Hinweg war ich allein unterwegs und fand es immer toll, mal ein Wort oder ein Lächeln mit einer fremden Person zu wechseln. Auf der Rückreise hat mich ein Freund begleitet und unterwegs haben wir noch eine weitere Person kennengelernt, die ebenfalls einen weiten Teil der Strecke gemeinsam mit uns zurücklegen würde. Im weiteren Reiseverlauf war ich dann froh, nicht allein unterwegs zu sein. Starker Seegang und Wind hinderten die Fähre am Anlegen an der walisischen Küste, wodurch wir unsere Anschlussverbindung nach London verpassten. Da es auch am Abend keine Alternativverbindung gab mussten wir in dieser englischen Kleinstadt notübernachten. Das war sehr aufregend, und hat uns definitiv aus der Komfortzone geholt. Zum Glück haben wir in der Situation als Gruppe zusammengehalten und uns gegenseitig unterstützt.
Was hast Du auf deiner Reise gelernt?
Alles ist möglich, sofern man intrinsisch motiviert ist. Und mit dem Zug fahren heißt sehr flexibel und gelassen sein zu müssen. Gerade auf längeren Reiserouten mit mehreren Umstiegen sollte immer damit gerechnet werden, dass etwas nicht funktioniert. Wichtig ist, dass man sich nicht stresst und die Reise mit offenen Augen genießt.
Was war Dein schönster Moment auf dieser Reise?
Auf dem Deck der Fähre stehend, dick eingepackt und die Haare vom Wind verweht, Irland am Horizont dahinziehen zu sehen, war schon sehr toll. Nicht, weil ich dort keine schöne Zeit hatte, sondern weil ich meine Erlebnisse noch einmal Revue passieren lassen konnte.
Was würdest Du anderen Studenten empfehlen, die grün reisen wollen?
Kauft euch ein Interrail Ticket! Strecken einzeln zu buchen ist anstrengend und mit dem neuen Erasmus+ Interrail Ticket ist es viel günstiger, mit dem Zug zu reisen. Außerdem kann das Ticket auch mal für Reisen vor Ort genutzt werden. Und ich glaube, „grün reisen“ ist für all diejenigen etwas, die Lust auf ein Abenteuer haben. Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten grün zu reisen als mit dem Zug, zum Beispiel Trampen oder Fahrradfahren. Das Auslandssemester ist eine gute Möglichkeit, solche Dinge auszuprobieren und ein Land zu entdecken bzw. schon unterwegs Menschen und ihre Sprache kennenzulernen. Und wenn einem das Gepäck zu viel ist, lohnt es sich zu prüfen, ob man nicht ein Paket schicken kann. Das ist in den meisten Fällen recht günstig.