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Ab nach Bella Italia – mit Erasmus+ nach Bari, Italien

Bildtyp: Foto; Beschreibung: Porträtfoto der Erasmus+ Stipendiatin Laura Mangelsen.
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Wie sich ein Erasmus+ Semester in Bari, Italien gestalten kann und welche Erfahrungen ihr besonders in Erinnerung geblieben sind, können Sie im nachfolgenden Bericht von Laura Mangelsen, Masterstudentin im Bereich Sozialpädagogik in Fort-, Weiter-, und Ausbildung an der Universität Kassel, nachlesen.

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"La dolce vita", wörtlich übersetzt bedeutet dieser Ausdruck „das süße Leben“ und beschreibt vielmehr die süße, angenehme und entspannte Lebensweise der Menschen. Für mich ist kein anderer Ausdruck sinnbildlicher als dieser für das Leben, die Zeit und die Menschen in Süditalien!

Vorbereitung und Organisation

Der Bewerbungsprozess gestaltet sich für mich hier an der Universität Kassel als sehr einfach und angenehm, ich war super spontan und kurzfristig und habe mich erst im März 2023 dafür entschieden im Wintersemester 2023 ein Auslandssemester machen zu wollen. Somit blieb für alles Organisatorische wenig Zeit und doch hatte ich das Glück mich noch so kurzfristig bewerben zu können und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit angenommen zu werden, da die Uni Bari noch gar nicht lange mit der Uni Kassel kooperiert und noch nicht allzu bekannt unter Studierenden ist/war. Ebenfalls konnte ich trotz der kurzfristigen Entscheidung von einem Erasmus Social Top-up profitieren.

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Bari, mal ehrlich, musste ich auch erstmal googeln. Ich hatte noch nie von der Stadt gehört, doch liebe Kommiliton:innen, ich will hier schonmal anmerken, es ist ein perfekter Ort für euer Erasmus Semester. Direkt am Meer, die Größe der Stadt, das Erasmus Network vor Ort. Es war für diesen Zeitraum von 6 Monaten ideal und genau richtig! Doch erstmal weiter mit der Berichterstattung meiner Vorbereitung für den Auslandsaufenthalt in Bari. So schnell und einfach es sich hier in Deutschland gestaltete, so langsam und entspannt antworten die Italiner:innen.

Offizieller Semesterbeginn der Università degli Studi di Bari Aldo Moro war der 15. September. Meine offizielle Bestätigung dort angenommen worden zu sein, bekam ich erst Mitte August. Die Universität Kassel versicherte mir jedoch schon vorher und frühzeitig, da es wenige Bewerber:innen der Uni Kassel auf die Plätze in Bari gibt, dass ich sicher angenommen werde. So konnte ich glücklicherweise frühzeitig davon ausgehen, dass mein Erasmus wirklich stattfindet und Weiteres planen, Flüge buchen und nach einer Wohnung suchen. Doch ich musste schnell feststellen, dass meine deutsche Mentalität, welche Werte wie Effizienz, Organisation, Strukturiertheit sowie Gründlichkeit beinhaltet, schnell auf die Probe gestellt wurde. Nachdem ich also lange auf meine Bestätigung der Uni Bari gewartet habe, stand die nächste Herausforderung an. Überhaupt erstmal Kurse finden, die wirklich noch existieren und aktuell sind, sowie verstehen, welche ich denn überhaupt mit meinem Studiengang belegen kann und zudem angerechnet werden. Da ich die Erste bin, die mit diesem Master ein Erasmus Semester in diesem Fachbereich in Bari gemacht hat und zudem dieser Master nicht dort angeboten wird, war Kreativität gefragt.

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Außerdem war es schwer herausfinden, ob ich nun auf Italienisch oder Englisch studiere, denn die Worte auf der Uni Website lauten, dass alle Kurse überwiegend auf Italienisch stattfinden, doch je nach Lehrveranstaltung und Dozent:innen Ausnahmen auftreten könnten. Die Betonung meinerseits liegt eindeutig auf „könnten“. Somit war für mich klar, ich muss Italienisch lernen, und begann einen Grundkurs A1 noch hier in Deutschland im Sprachenzentrum der Universität Kassel. Leider bin ich kein großes Sprachentalent und war weder mit Spanisch (ähnliche Aussprache und Wörter) noch Französisch (gleiche Grammatik) jemals in Kontakt gekommen. Allerdings wollte ich mich davon nicht abhalten lassen und mein Wunsch nach Italien zu gehen war stärker denn je. Mein Bauchgefühl sagte mir es ist die richtige Entscheidung, auch wenn ich weder Italienisch konnte noch jemanden an der Universität in Italien erreichte. Doch ich war mir sicher, dass alles gut werden würde und es ein aufregendes, tolles und doch auch hürdenreiches Jahr sein würde, welches mich nur wachsen lassen würde! Raus aus der Komfortzone, rein in emotionale Höhen und Tiefen.

So ging ich also mit kaum Italienisch Kenntnissen nach Italien an die Universität, an der die Kurse in meinem Fachbereich (Pädagogik) auf fließend italienisch gehalten werden und es nicht klar war, ob man die Möglichkeit hat die Prüfungen auf Englisch zu machen.

Die Wohnungssuche gestaltete sich für mich als sehr angenehm, da ich wirklich Glück hatte und zwei Mädchen aus Polen noch eine Person suchten, die mit ihnen in eine schon gefundene Neugründung einer WG ziehen mochte. Ich meldete mich und bekam das Zimmer. Doch hier ist anzumerken, dass es keine Wohnheime für Studierende oder vorgesehene Zimmer gibt. Man muss sich selbst darum kümmern und es kann sich als äußerst nervenzerreibend herausstellen. Kontaktiert auch für diese Hilfe unbedingt ESN Bari (Erasmus Network) in Italien oder das IC-Network. Dies sind die organisatorischen Ansprechpartner:innen vor Ort, Studierende die dies in ihrer Freizeit machen und unglaublich viel Aufwand betreiben. Es gibt Whatsapp Gruppen, Facebook oder Instagram! Zudem kann man bei ESN auch an einem Buddy Progamm mitmachen, das bedeutet ihr bekommt einen Buddy zugeordnet, der bei Fragen und Problemen erreichbar ist. Dies ist nicht über die Universität organisiert, allerdings studieren sie oft das gleiche oder in ähnlichen Fachbereichen und können euch eure Fragen beantworten und Ängste und Sorgen nehmen. Guckt unbedingt bei Facebook nach Wohnungen, in bestimmten Erasmus Gruppen, so haben wir unsere Wohnung gefunden. Achtet auf scam und lasst euch nicht über den Tisch ziehen. Es sollte nicht unbedingt viel teurer sein als der Preis, den ihr hier in Kassel zahlt als WG-Zimmer. Manche haben aus Not nachher unglaublich hohe Mieten gezahlt (500 Euro für ein WG-Zimmer in Italien ist zu hoch) oder zu zweit in einem Zimmer gelebt. Achtet einfach ein wenig darauf und dann wird schon alles gut gehen! Es ist auf alle Fälle eine der ersten Hürden, die zu nehmen ist. Doch ich kann nur positiv von meinen Vermietern reden, welche stets bemüht waren, uns zu helfen, uns eine gute Zeit zu ermöglichen und alles, was in der Wohnung anfiel zu beheben. Ich habe auch anderes von Internationals gehört, doch ich denke, wie bei allem im Leben gibt es diese und diese Geschichten und Seiten. Hört auch hier einfach ein wenig auf euer Bauchgefühl und Menschenverstand und zu Not könnt ihr natürlich auch immer vor Ort nach einer neuen Wohnung suchen.

Erste Schritte vor Ort

Ich war frühzeitig in Italien angekommen, und dies kann ich euch auch ebenso nur raten. Seid unbedingt für die Welcome Week von ESN und IC schon vor Ort. Diese finden meist ein bis zwei Wochen vor offiziellem Unibeginn statt und ich versichere euch, es wird euren Start in den Erasmusaufenthalt und das Finden von Freunden um so vieles erleichtern. Klar, es macht auch nichts diese zu verpassen. Aber ich kann es euch nur raten, denn ich hatte jeden Tag etwas vor, ganz schnell unglaublich viele Erasmusstudierende aus aller Welt kennengelernt und die ersten Gruppen haben sich geformt. Es hat außerdem einfach unglaublich viel Spaß gemacht und es ist eine Zeit, die den Anfang von etwas Tollem bestimmt. Nehmt es mit und genießt es! Somit kam ich also frühzeitig in Italien an und wusste weder genau, wann nun meine Uni startet, welche Kurse ich wirklich belege und wie genau ich irgendwen erreiche. Doch schnell fand ich Internationals, die das Gleiche wie ich studierten oder ähnliches. Viele waren für Lehramt Pädagogik/ Kernstudium da und somit war ich nicht die einzige in meinem Bereich. Ich studiere im Master und habe auch Masterkurse belegt, andere Studierende aus dem Bachelor bspw. haben ebenso diese Kurse belegt und es stellte kein Problem dar. Es gibt ebenso einen Welcome Tag der Uni Bari für Studierende als auch Erasmus Studierende. Ich rate auch daran teilzunehmen, denn dort wird in der Aula auf einer Power Point mit allen Erasmus Beauftragten der Universität Bari ein Vortrag gehalten und Fragen können geklärt werden. Ich kann auch hier nochmal sagen, macht euch keinen Stress, es wird alles! Auch wenn es anfänglich chaotisch und anders verläuft, dies ist eine Lernerfahrung, welche ich aus Italien mitnehme. Denn in Italien sagt man auch gerne mal „con calma“, nur mit Ruhe.

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Mein unterschriebenes Learning agreement kam auch erst 6 Wochen nachdem ich schon vor Ort war als Mail bei mir an, obwohl es vor Aufenthaltsbeginn sicher unterschrieben sein muss/sollte. Wir alle haben es durchgemacht, wir alle haben unser Geld bekommen und wir alle haben die Prüfungen machen können und überwiegend bestanden. Deswegen lass mich euch diese Unsicherheit und diesen Stress schonmal nehmen! Nachdem ich also mein Learning agreement unterschrieben zurückbekommen habe (before mobility), konnte ich es auch gleich wieder ändern (during mobility), denn nun hatte ich einen besseren Überblick vor Ort und den Kursen, die ich belegen möchte. So belegte ich „Pedagogia generale“ und „Pedagogia della marginalita“, die Professorin Valeria Rossini kann ich an dieser Stelle nur erwähnen und hervorheben. Solltet ihr im Bereich Pädagogik, Soziale Arbeit oder Kernstudium Lehramt in Bari studieren, dann ist dies eine klare Empfehlung von mir! Die Kurse haben einen Wochenumfang von 6 Stunden Vorlesungszeit die Woche und die Prüfung am Ende war mündlich, wir durften dabei eine Mischung aus Italienisch und Englisch sprechen. Allgemein muss man wissen, dass man mit Englisch trotzdem nicht so weit kommt in Italien, auch nicht an der Universität oder mit italienischen Studierenden, wenn diese nicht gerade Fremdsprachen studieren. Doch keine Angst, ich kam mit null bis hin zu kaum Italienisch Kenntnissen an und ich habe auch die Prüfungen bestanden und sogar einen Projektvortrag vor der ganzen Klasse auf Italienisch gehalten, ja gut es war mehr abgelesen als vorgetragen, aber da Drücken wir mal ein Auge zu – und ich bin wie oben schon erwähnt immer noch kein Sprachentalent!

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Bari

Das Leben in Bari ist schön, „è vietato non amare il mare“ (Es ist verboten, dass Meer nicht zu lieben) sowie „questo luogo è stato creato dal paradiso“ (Dieser Ort wurde vom Paradies geschaffen) sind zwei Schriftzüge, die ihr in Bari und Polignano a mare finden könnt. Die Sonne, das Meer, das Essen, der Caffè… da kann den Italienern keiner was vormachen! Ich kann euch garantieren, ihr werdet unglaublich leckere Pasta, Focaccia und Pizza essen, unglaublich tolle Espressini und Spremuta trinken und unglaublich geile cornetti mit Pistanzencreme oder crema finden. Molto gustoso! Ach und nicht zu vergessen, ein Aperol in der Sonne gehörte zu den alltäglichen Dingen unseres Lebens in Bari, man kann lernen auch das Leben einfach mehr zu genießen mit Ruhe - „con calma“.

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Besucht die Märkte und kauft dort Obst und Gemüse ein, scheut euch nicht vor dem Kontakt oder dem Italienisch sprechen, euer Erasmusaufenthalt wird ein ständiges raus aus der Komfortzone und rein in den italienischen Alltag sein. ESN und IC bieten eine free walking tour an sowie andere Trips und Veranstaltungen, macht dort mit und fühlt euch wieder leicht in eure Schulzeit zurückversetzt, in der ihr auf Klassenfahrt gefahren seid. Vergesst aber nicht auch die Zeit, die ihr mal für euch selbst braucht. Es ist ein intensives, tolles, erlebnisreiches halbes oder ganzes Jahr. Manchmal muss man da auch auf die Stopptaste drücken und alles verarbeiten. Die meiste Zeit ist man unglaublich dankbar und erlebt tolle Erfahrungen, doch auch die Gefühle können einen mal übermannen und da nie jemand von den Tiefs im Ausland redet, möchte ich auch das mal anmerken. Es ist normal, lässt dich wachsen, wie kein halbes Jahr in eurem Alltag in Deutschland es je könnte. Für mich sind Auslandserfahrungen immer das gleiche (und ich habe schon einige gemacht) – emotionales Wachstum und ein emotionaler Prozess. Und jedes Mal komme ich reifer und mit mehr Erfahrungen und Selbstreflexion zurück! Außerdem kommt man raus aus dem deutschen Alltag, lernt andere Kulturen, Mentalitäten, Menschen und Gewohnheiten kennen, welches dich die Welt nochmal anders sehen lässt. Für mich schafft Erasmus Verständnis für Kulturen, nicht nur für das Land, in dem ihr dieses macht, sondern auch für die Länder und Menschen, mit denen ihr in Kontakt kommt durch Internationals- uns der Erasmus community!

Fazit

Ich würde Bari für einen Erasmusaufenthalt definitiv empfehlen! Die Uni ebenso, es ist anders als bei uns in Deutschland, doch dies ist bekannt in den südlichen Ländern, und war eine lehrreiche, interessante und gute Erfahrung – auf ihre ganz eigene Art und Weise. Ich kann wirklich nur sagen bella Italia! Italien und die Menschen haben ihre ganz eigene Art, es ist laut, es ist voller Emotionen sowie Gestik und Mimik und doch passiert vieles mit Ruhe. Sich die Zeit für ein gutes Essen zu nehmen, lange draußen sitzen und das Leben am Abend zu genießen, sind für mich definitiv tolle Eigenschaften. Wenn ihr eure Sprachkenntnisse in Italienisch aufbauen, erweitern oder verbessern wollt, wo besser als in dem Land selbst. Ich habe zudem noch einen Sprachkurs an einer privaten Sprachschule gemacht und gezahlt, da die Uni keinen frühzeitig angeboten hat. Je nach eurem Engagement und eurem Interesse sowie euren Italienisch Kenntnissen würde ich das empfehlen. Wenn ihr über euch hinauswachsen wollt, sowie offen für neue Kulturen, Menschen und Erfahrungen seid, dann „go for it – do your own Erasmus and be part of the family!“ Selbst negative Erfahrungen, würde ich am Ende als positiv bewerten und als ein gute und tolle Lernerfahrungen. Deswegen kann ich einfach nur sagen, für mich war der Zeitraum von 6 Monaten ideal, nicht zu lang, nicht zu kurz, genau richtig. Ebenso fand ich das Überwintern in Italien eine tolle Erfahrung, das Leben nicht nur als Touristin wahrzunehmen, sondern als das, was es ist, das alltägliche, normale Leben. Das hat mir besonders gefallen. Während eurem Erasmusaufenthalt erdet ihr aber auch ganz sicher reisen, Wochenendtrips machen und viel kennenlernen und sehen, das kann ich euch garantieren. Und darum geht es für mich ebenso, das Land in seiner Gänze kennenlernen, mit Freunden erkunden und entdecken und sich ein eigenes Bild davon machen – denn vergesst nicht "La dolce vita".

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