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Teaching and Staff Training in Kuba. Mein Erasmus+ Aufenthalt gemeinsam mit meiner Tochter

Erfahrungsbericht über einen Erasmus-Aufenthalt (Kombination aus Teaching & Staff Training) an der Universidad Central Marta Abréu de las Villas, Santa Clara, Kuba. Prof. Dr. Silke Jansen, vom Lehrstuhl für Romanistik an der FAU Erlangen-Nürnberg, berichtet über Ihren Aufenthalt in Kuba mit ihrer Tochter Marisa (9 Jahre).

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Vom 21.3. bis zum 6.4.2024 habe ich mich mit meiner neunjährigen Tochter an der Universidad Central Marta Abréu de las Villas aufgehalten, um dort einen Aufenthalt im Rahmen des Erasmusprogramms zu absolvieren. Dieser umfasste sowohl Unterricht mit kubanischen Studieren- den im Bereich der spanischen Sprachwissenschaft als auch „staff training“, d.h. insbesondere den Besuch verschiedener Archive und Bibliotheken. Während es Aufenthaltes haben wir den kubanischen Alltag aus nächster Nähe mitbekommen – die schönen Seiten (die Freundlichkeit der Menschen, die Hilfsbereitschaft in allen möglichen Situationen insbesondere mit Kind), aber auch die schwierigen, in diesem Fall insbesondere die Versorgungslage, die dazu führte, dass nicht immer alle Lebensmittel verfügbar waren, gelegentliche Stromausfälle, sowie Schwierigkeit bei der Mobilität. Beispielsweise mussten wir jeden Tag mit einem uralten Zug an die Uni fahren, da keine anderen öffentlichen Verkehrsmittel oder Taxis zur Verfügung standen. Dieser hatte oft Verspätung und schwankte häufig bedenklich. Auch mussten wir die Universität bereits um 12 Uhr wieder verlassen, da keine andere Transportmöglichkeit existierte. Daher musste immer alles sehr gut organisiert werden, sodass der Unterricht vormittags und der Besuch anderer Einrichtungen nachmittags stattfinden konnte. Wenn ein Taxi für längere Strecken benötig wurde (z.B. zwischen Havanna und Santa Clara) musste dies mehrere Tage im Voraus organisiert wer- den, da das Benzin rationiert war und die Fahrer dieses über mehrere Tage ansparen mussten. Dennoch funktioniert der Transport mit Überlandbussen reibungslos, da diese vorrangig mit Benzin beliefert wurden. Die Tickets kann man allerdings nur in Dollar oder Euro im Internet kaufen, entweder schon in Deutschland oder mit einer VPN-Verbindung.

Unsere Highlights und Empfehlungen

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Besonders schöne Erlebnisse waren der Besuch des, verschiedene Einladungen zum Essen bei Kolleg*innen, und zwei Konzerte in Santa Clara, zu denen uns die Frau, bei der wir ein Gästezimmer hatten, mitnahm.

Über die Möglichkeit einer Zusatzförderung habe ich durch die Erasmusbeauftragte unserer Universität erfahren, mit der ich in engem Kontakt stehe und die immer sehr professionell, hilfsbereit und bestens informiert ist. Sie hat mich auch bei der Antragstellung umfassend unterstützt.

Reisen mit Kindern

Ich würde Mitarbeitenden mit Kind auf jeden Fall raten, einen Auslandsaufenthalt durchzuführen, zumal ich auch in meinem beruflichen Umfeld beobachte, dass gerade Frauen mit Kind wertvolle Entwicklungsmöglichkeiten verpassen, da sie auf Mobilität verzichten. Kuba scheint mir sogar ein besonders geeigneter Ort für die Mitnahme von Kindern zu sein (siehe unten). Personen mit bestimmten gesundheitlichen Beeinträchtigungen würde ich eine Reise nach Kuba dagegen nicht unbedingt empfehlen, da die Versorgung mit Medikamenten nicht sichergestellt werden kann. Auch ist das Klima in Kombination mit der Versorgungslage (nicht immer gibt es eine Klimaanlage bzw. Strom, um diese zu betreiben) vielleicht nicht für jedes Krankheitsbild geeignet. Man kann diese Punkte jedoch mit den entsprechenden Stellen der Universität (tropenmedizinische Beratung z.B. am Institut für Mikrobiologie der FAU) im Vorfeld abklären.

Da ich seit vielen Jahren regelmäßig nach Kuba fahre und die Orte, die ich besuchen wollte, bereits kannte, habe ich mich gut vorbereitet gefühlt. Mit den Kollegen hatte ich durch monatliche Videokonferenzen, die wir im Kontext der inhaltlichen Zusammenarbeit auch während der Pandemie durchführten, ein enges und vertrauensvolles Verhältnis. Sie haben mich hervorragend bei der Organisation unterstützt, z.B. durch die Empfehlung einer Unterkunft, die Organisation des Transports, etc. Die Vorbereitung erfolgte dabei informell; d.h. ich habe keine Flyer, Checklisten o.ä. erhalten. Sie war dadurch jedoch nicht weniger informativ und ich vermute, dass sie insgesamt sogar besser auf unsere persönlichen Bedürfnisse abgestimmt war. Anderen Geförderten würde ich raten, vor dem Auslandsaufenthalt persönliche Kontakte aufzubauen und mögliche Probleme eher über diese zu lösen, als sich an die Institution zu wenden.

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Neue Impulse und Ideen

Der Gastaufenthalt hat mich in jeder Hinsicht bereichert – durch die Zusammenarbeit mit den kubanischen Studierenden konnte ich neue Impulse für meine Lehre und Forschung erhalten, aus den Begegnungen mit den Kolleg*innen sind Ideen für gemeinsame Projekte entstanden, und bei dem Besuch der Bibliotheken und Archive sind neue, für meine Arbeit interessante Dokumente aufgetaucht.

Herausforderungen und Lösungen vor Ort

Die größte Herausforderung war für uns, dass meine Tochter mit dem Essen sehr unzufrieden war und es schwierig war, Dinge zu finden, die sie mochte. Weiterhin war es ein Problem, dass es an den Automaten zu wenig Bargeld gab und man daher nichts abheben konnte. Daher ist es empfehlenswert, genügend Bargeld mitzunehmen (diese Information hatte ich vorab informell von meinen Kollegen erhalten).

Es gab keine spezifische Infrastruktur für Eltern mit Kindern, aber es ist insgesamt viel unproblematischer, mit einem Kind in Arbeitskontexten unterwegs zu sein als in Deutschland. Die Menschen sind sehr kinderfreundlich und haben – anders als in Deutschland – großes Verständnis dafür, wenn Kinder nicht immer so „funktionieren“ wie man es sich vorstellt und z.B. laut sind o- der dazwischenreden. Gleichzeitig sind alle Menschen aufgrund der besonderen Situation des Landes daran gewöhnt, dass jederzeit unvorhersehbare Umstände eintreten können, und haben daher eine hohe Toleranz gegenüber unerwarteten Planänderungen und improvisierten Lösungen, wie sie manchmal mit Kindern notwendig sind. Aufgrund des guten Bildungsniveaus in Kuba war es auch verhältnismäßig einfach, eine deutschsprachige Kinderbetreuung zu finden – anders als z.B. in der Dominikanischen Republik, wo ich einmal einen Feldforschungsaufenthalt mit meiner Tochter unternommen hatte. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass es in Kuba praktisch keine Kriminalität gibt. Je nach Temperament und Widerstandsfähigkeit des Kindes kann jedoch die Versorgungslage ein Problem sein, da meiner Tochter das Essen nicht besonders gut schmeckte und sie deswegen an manchen Tagen sehr unzufrieden war oder das Essen eingestellt hat. In jedem Fall empfiehlt es sich, Fertiggerichte und Medikamente mitzunehmen. Grundlegende Lebensmittel, darunter z.B. Spaghetti und Tomatensauce, kann man aber auch zu normalen Preisen in Läden kaufen, in denen nur mit Devisen bezahlt werden kann.

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