Von Erasmus zu Erasmus+: Mobilität in allen drei Studienzyklen
Waldemar Nazarov ist Doktorand der Linguistik und Translationswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und an der französischen Université de Bourgogne. Die binationale Promotion (Cotutelle), in deren Rahmen er in zwei EU-Ländern gleichzeitig jeweils einen Doktortitel anstrebt, ist ein anschauliches Beispiel, welchen Einfluss Erasmus auf persönliche Lebensentwürfe hat. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen.
Als ich mein Studium der Translationswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität in der Kleinstadt Germersheim begann, träumte ich davon, in den Ländern leben zu dürfen, in deren Sprachen und Kulturen ich mich täglich in meinen Lehrveranstaltungen vertiefte.
Es begann mit einem Erasmus-Jahr im Bachelor
Aus diesem Grund gab ich mir einen Ruck und bewarb mich um einen zweisemestrigen Auslandsaufenthalt am Institut de management et de communication interculturel (ISIT) in der Metropole Paris. Sosehr mir die Herausforderungen des Lebens in einer teuren Großstadt in einem anderen Land mit einem mir fremden bürokratischen System bewusst waren, bin ich in jenem Jahr an all den Erfahrungen gewachsen und behalte diese Zeit als einen der besten Momente meines Lebens in Erinnerung.
Die zweite Gelegenheit im Master genutzt
Nachdem ich nach Deutschland zurückgekehrt war und mein Bachelorstudium absolviert hatte, entschied ich mich, mein Masterstudium mit einem erneuten zweisemestrigen Aufenthalt in Paris zu beginnen. Ich zog somit 2017 wieder in meine Lieblingsstadt und wurde herzlich von meinen ehemaligen Dozentinnen und Professoren empfangen. Als sich mein viertes Erasmus-Semester dem Ende zuneigte, erhielt ich ein Angebot, für ein sechsmonatiges Vollzeitpraktikum nach Luxemburg zu ziehen, um als Übersetzer am Europäischen Rechnungshof zu arbeiten – eine Verantwortung, die ich mir sofort zutraute, da ich zwei akademische Jahre im Ausland gemeistert hatte.
Waldemar Nazarov vor dem Eiffelturm. (privat/DAAD)
Als Doktorand mit Erasmus+ forschen
Und Seit 2020 bin ich Doktorand im Fach Translationswissenschaft, und zwar im Rahmen einer binationalen Promotion (cotutelle) mit der deutschen Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der französischen Université de Bourgogne in Dijon. Aufgrund meiner Erasmus-Erfahrung ließ ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, zwei Doktortitel gleichzeitig zu erwerben, wofür ich in zwei verschiedenen Ländern leben, lehren und forschen müsste. Nun befinde ich mich im dritten Jahr meiner Promotion, verbringe meine Forschungsaufenthalte – mit erneuter Unterstützung von Erasmus – in Frankreich und Deutschland und nehme an unzähligen internationalen sprachwissenschaftlichen Tagungen und Konferenzen teil. Die Herausforderung, auf verschiedenen Sprachen Lehrveranstaltungen vor internationalen Studierenden abzuhalten und in zahlreiche europäische Länder zu reisen, um mein Dissertationsprojekt vor renommierten und weltweit bekannten Professoren vorzustellen, erregt in mir keinerlei Besorgnis, sondern bereitet mir pure Freude.
Erasmus+ ist ein Gewinn für die eigene Entwicklung
Hätte ich heute den Mut, mein Leben, meine Arbeit und meine Forschung auf verschiedene Länder zu verteilen und auf internationaler Ebene durchgehend anspruchsvolle Aufgaben in Angriff zu nehmen, wenn ich zu Beginn meines Studiums nicht die Möglichkeit gehabt hätte, im Ausland zu studieren? Die Antwort erscheint mir offensichtlich. Ab diesem Jahr darf ich übrigens ein drittes Mal an meine ehemalige Partnerhochschule in Paris zurückkehren, diesmal allerdings nicht als Student, sondern als Dozent und somit Kollege der Dozierenden, mit denen ich bis heute noch in engem Kontakt stehe.