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Drei Fragen an die Projektverantwortlichen zum Projektabschluss

Die beiden Projekte der Erasmus+ Politikunterstützung sind zwischenzeitlich abgeschlossen. Zum Projektabschluss hat die NA DAAD drei Fragen an die Projektverantwortlichen gestellt.

Das Projekt „Teacher training for Data Literacy & Computer Science competences“ (TrainDL) wird von der Gesellschaft für Informatik e.V. koordiniert. Die Projektleiterin, Anna Sarah Lieckfeld, liefert Antworten zum Projektabschluss von TrainDL:

1. Welche Ergebnisse konnten Sie mit Ihrem Projekt erzielen, welche Erkenntnisse konnten Sie gewinnen und inwiefern werden diese Projektergebnisse auch nach Abschluss des Projekts langfristig genutzt, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen?
Wir haben mit unserem Projekt einen wertvollen Beitrag zur aktiven Data Literacy und KI-Bildung in europäischen Schulen geleistet. Einen Aspekt, auf den wir besonders stolz sind, sind die entstandenen Empfehlungen für eine nachhaltige Implementierung dieser Kompetenzen in die schulische Bildung. Aber auch die Kartierung und Einordnung der bisherigen offiziellen Dokumente (Policies), die Unterrichtsmaterialien sowie die Erkenntnisse aus den Erprobungen mit den Lehrkräften sind wertvolle Bausteine, auf denen viele weitere Projekte aufbauen können. Alle diese Bausteine wurden so konzipiert, dass sie direkt Verwendung finden können, und somit eine langfristige Wirkung unseres Projektes sichern.

2. Wenn Sie das Projekt noch einmal von Beginn an starten könnten, würden Sie etwas anders machen oder würden Sie alles wieder genauso machen und warum?
Für uns war es das erste Erasmus+ Projekt, das wir durchgeführt haben. Rückblickend können wir sagen, dass es einige Details gibt, die wir anders machen würden. Diese liegen vor allem im Projektmanagementbereich, weniger in der inhaltlichen Arbeit und gehen auf die ersten Erfahrungen zurück, die wir gemacht haben: Wie kann man über verschiedene Länder und Kulturen hinweg ein gemeinsames Team- und Projektverständnis aufbauen? Und wie sorgt man als Koordinator für eine positive und verbindliche Struktur (auch über alle räumlichen Distanzen hinweg), die alle gleichermaßen mitnehmen können? Wir haben in dieser Hinsicht viel gelernt und es hat uns großen Spaß gemacht. Zum Abschluss haben alle Projektpartner bekräftigt, dass das Projekt „jetzt einfach noch mal drei Jahre weiterlaufen“ müsste, weil wir ein so tolles (Praxis-)Forschungsteam sind.

3. Welchen Mehrwert bietet die Durchführung eines Projekts der Erasmus+ Politikunterstützung aus Ihrer Sicht?
Als Gesellschaft für Informatik bewegen wir uns in vielen Projekten an der Schnittstelle zwischen politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern, wissenschaftlicher Forschung und aktiver Praxis (z.B. Schulen und Lehrkräfte). Was die Arbeit in diesem Projekt aber besonders wertvoll gemacht hat, ist der kontinuierliche und strukturierte Austausch, der den Kern dieser Europäischen Experimentellen Maßnahmen bildet. Wir konnten als großes Projektkonsortium, an dem fünf öffentliche Behörden beteiligt sind, Vertrauen aufbauen und in einen sehr offenen und tiefgehenden Austausch eintreten. Dies hat alle Seiten gleichermaßen bereichert. Eines der schönsten Feedbacks diesbezüglich stammte von einem Lehrer bei der Abschlusskonferenz, der sagte: „Warum machen wir das nicht öfter? Warum werden so viele Dinge nach wie vor in einzelnen Bereichen entwickelt und am Ende passen die Ergebnisse wieder nicht zusammen.“ Unter den Mitarbeitenden aus der Bildungsadministration wurde besonders die Möglichkeit für eine evidenzbasierte Maßnahmengestaltung gelobt: „Dabei zu sein, wenn etwas Neues für die schulische Bildung entwickelt, erprobt und evaluiert wird, ermöglicht sicherere Entscheidungen.“

Wir wissen, dass einige durch das Projekt TrainDL initiierten Arbeitsbeziehungen dauerhaft zum Austausch genutzt werden. Dies werten wir als Erfolg, denn ein erster Schritt auf dem Weg zu einer evidenzbasierten Politikgestaltung wurde von unserem Program Officer aus Brüssel beim ersten Treffen im März 2021 folgendermaßen formuliert: „Bringt sie alle an einen Tisch – lasst sie reden!“ Und das ist uns definitiv gelungen.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Projektwebseite hier.

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© Gesellschaft für Informatik e.V., Oliver Mackeldanz

Anna Sarah Lieckfeld leitet innerhalb der Gesellschaft für Informatik e.V. den Bildungsbereich. Mit einem politikwissenschaftlichen Hintergrund und langjährigen Erfahrungen in der Leitung von informatischen, wie auch bildungspolitischen Projekten, freut sie sich ein so interdisziplinäres und internationales Projekt wie TrainDL zu leiten.

Das Projekt „Perspectives for Lifelong STEM Teaching – Career Guidance, Collaborative Practice and Competence Development“ (3C4life) wird von der Pädagogischen Hochschule Freiburg koordiniert. Die Koordinatorin des Projekts, Prof. Dr. Katja Maaß, und die Projektmanager, Laura Wanckel und Dr. Oliver Straser, liefern Antworten zum Projektabschluss von 3C4life:

1. Welche Ergebnisse konnten Sie mit Ihrem Projekt erzielen, welche Erkenntnisse konnten Sie gewinnen und inwiefern werden diese Projektergebnisse auch nach Abschluss des Projekts langfristig genutzt, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen?
In vielen Teilen Europas herrscht ein Mangel an Lehrkräften, der hauptsächlich durch wenige Nachwuchskräfte und eine hohe Anzahl an Berufsabbrüchen verursacht wird. Die Gründe hierfür sind oft das niedrige Ansehen des Lehrerberufs und begrenzte Karriereaussichten.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurde eine digitale Plattform zur beruflichen Weiterbildung für Lehrkräfte geschaffen. Diese enthält innovative Lernmaterialien, Karrierebeschreibungen, Videos und ein Forum für den Austausch unter Lehrkräften.

Über 1000 Lehrkräfte haben diese Plattform regelmäßig genutzt. Sie wurden dreimal befragt und zusätzlich wurden über 30 Lehrkräfte interviewt. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Karrieremöglichkeiten als auch die Fortbildungsmaterialien die Einstellungen der Lehrkräfte positiv beeinflussten, besonders wenn beides kombiniert wurde. Die Plattform wird mittlerweile auch in der Lehrerausbildung an verschiedenen Hochschulen verwendet.

Das Forum für Lehrerkooperationen wurde allerdings weniger genutzt, da die asynchrone Kommunikationsweise zu langsam für den dynamischen Schulalltag erschien. Daraufhin wurde die Vortragsreihe „1 Stunde für MINT-Lehrkräfte“ ins Leben gerufen, bei der Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bildungsbereichen über aktuelle Themen der MINT-Bildung sprechen und sich mit den Lehrkräften austauschen. Diese Reihe wird auch nach Ende des Projekts fortgesetzt und in zukünftige Projekte integriert.

2. Wenn Sie das Projekt noch einmal von Beginn an starten könnten, würden Sie etwas anders machen oder würden Sie alles wieder genauso machen und warum?
Die Workshopreihe „1h4Teachers“ hat sich als sehr effektives Format erwiesen, um Lehrkräfte zu erreichen und für unsere Plattform zu interessieren. Hätten wir dieses Format gleich zu Beginn des Projekts eingeführt, hätten wir die Lehrkräfte direkt in die Entwicklung der Plattform einbeziehen können.

Unsere Plattform umfasst, wie bereits erwähnt, drei wesentliche Teile. Der Kooperationsteil bestand ursprünglich nur aus einem Forum. Rückblickend hätten wir von Anfang an auch theoretische Grundlagen und praxisorientierte Videos zur Verfügung stellen sollen, die zur Zusammenarbeit anregen.

Schließlich lag unser Fokus anfangs nur auf Lehrkräften, die bereits im Beruf sind oder sich in der Ausbildung befinden. Wir hätten jedoch von Beginn an auch zukünftige Lehrkräfte, wie zum Beispiel potenzielle Quereinsteiger, berücksichtigen sollen. Die Plattform hat sich als sehr wertvoll erwiesen, um verschiedene Gruppen von Lehrkräften zu unterstützen und zu fördern.

3. Welchen Mehrwert bietet die Durchführung eines Projekts der Erasmus+ Politikunterstützung aus Ihrer Sicht?
Der wesentliche Vorteil an der Förderlinie „Europäische Experimentelle Maßnahmen“ der Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung liegt in der Möglichkeit, eine komplexe Projektgestaltung zu realisieren. Diese erlaubt nicht nur die Entwicklung innovativer Strategien zur Verbesserung der Bildung, sondern auch eine systematische und detaillierte Untersuchung der Wirksamkeit dieser Ansätze. Solche Untersuchungen sind entscheidend für eine effektive und nachhaltige Weiterentwicklung der Bildungspolitik.

Durch die Zusammenarbeit in einem Konsortium mit Expertinnen und Experten aus ganz Europa wird eine kompetenzorientierte Verteilung der Aufgaben ermöglicht. Dies führt zu einer effizienten und qualitativ hochwertigen Umsetzung der Projektziele. Die enge Zusammenarbeit mit nationalen Ministerien und das Feedback der Europäischen Union, welches eine international ausgerichtete Perspektive bietet, haben das Projekt maßgeblich weiterentwickelt. Diese Zusammenarbeit führte nicht nur zu einer zielgerichteten Umsetzung, sondern ermöglichte auch den Zugang zu und das Erreichen der entsprechenden Zielgruppen.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Projektwebseite hier oder auf der offiziellen EU-Seite.

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© Studio Melanie Schmidt

Prof. Dr. Katja Maaß ist Koordinatorin des Projekts 3C4Life. Sie ist Forscherin im Bereich MINT-Didaktik und als solche Direktorin des ICSE. Sie hat bisher mehrere große europäische Projekte koordiniert, die sich auf Forschung, Materialentwicklung und die weite Verbreitung innovativer Lehr- und Lernansätze im MINT-Unterricht konzentrieren. Seit 2006 hat sie daher sowohl auf regionaler als auch auf internationaler Ebene große Netzwerke von Schlüsselakteuren im MINT-Bereich aufgebaut (Hochschulen, Ministerien und andere Schulbehörden, Unternehmen, Schulen, außerschulische Lernorte).

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