Umfrage zu Microcredentials an deutschen Hochschulen
Die Diskussion zu Microcredentials hat auf europäischer Ebene im vergangenen Jahr beständig an Dynamik gewonnen. In diesem Frühjahr beraten die EU-Mitgliedstaaten die Ratsempfehlung zu Microcredentials, die die Europäische Kommission im Dezember vorgelegt hat. Die NA DAAD hat dies zum Anlass genommen, um mit einer Umfrage unter den Leiterinnen und Leitern der International Offices und Akademischen Auslandsämter die Sichtweise der deutschen Hochschulen auf dieses Thema zu erheben und zu ermitteln, inwiefern sie solche kleinen Lerneinheiten bereits als Instrument für die Internationalisierung einsetzen. 155 Hochschulen haben sich an der Umfrage beteiligt.
Für viele deutsche Hochschulen sind Microcredentials ein wichtiges Thema
Ein signifikanter Anteil der an der Umfrage teilnehmenden deutschen Hochschulen befasst sich mit dem Thema Microcredentials. Das sind Hochschulen, die solche Lerneinheiten be-reits anbieten (20 %), die das Thema intensiv diskutieren und eine Einführung konkret pla-nen (8,4 %) oder Microcredentials zumindest als wesentliches Diskussionsthema an ihrer Hochschule bezeichnen (15,5 %). In der Summe ist dies zwar nicht die Mehrheit, aber mit 43,9 % der Befragten eben doch eine beachtenswerte Größe.

Abb. 1: Bietet Ihre Hochschule Microcredentials an?
Die detaillierte Auswertung der Umfrage nach Hochschulart zeigt außerdem, dass die Werte bei Universitäten und Fachhochschulen/HAW insgesamt sehr ähnlich sind. Auch bestätigt die Erhebung, dass die Europäischen Hochschulnetzwerke, denen auf europäischer Ebene beim Thema Microcredentials oft eine Vorreiterrolle zugeschrieben wird, auf diesem Feld sehr aktiv sind.
Microcredentials für lebenslanges Lernen – aber auch für die Internationalisierung
Die zentralen Anwendungsbereiche für Microcredentials sind aus Sicht der Hochschulen die wissenschaftliche Weiterbildung und das lebenslange Lernen. Bei der Frage, für wie sinnvoll ihr Einsatz in diesem Kontext erachtet wird, ergab sich auf einer Skala von 1 („überhaupt nicht sinnvoll“) bis 5 („sehr sinnvoll“) ein hoher Mittelwert von 4,24. Die Einschätzung der Hochschulen deckt sich hier mit der Zielrichtung der Ratsempfehlung zum europäischen Ansatz für Microcredentials, die das lebenslange Lernen in den Mittelpunkt stellt.
Der Bereich der Internationalisierung – der in der Ratsempfehlung weniger im Vordergrund steht – wird von den Hochschulen aber ebenso als wichtiges Einsatzfeld angesehen. 56,2 % der Befragten sehen in Microcredentials ein sinnvolles flankierendes Instrument zur Internationalisierung und viele der Hochschulen, die bereits solche kleinen Lerneinheiten anbieten, tun dies im Internationalisierungskontext.

Abb. 2: Betrachten Sie Microcredentials als sinnvolles flankierendes Instrument zur Internationalisierung bzw. Förderung der Mobilität?
Regelungsbedarf auf europäischer Ebene
Eine Mehrheit der Befragten sieht beim Thema Microcredentials einen Regelungsbedarf auf europäischer Ebene und hält die Ratsempfehlung der Kommission zum europäischen Ansatz für Microcredentials für sinnvoll. Insbesondere das Kernanliegen der Ratsempfehlung durch eine gemeinsame Definition sowie Standardelemente für die Beschreibung von Microcredentials ein besseres Verständnis zu erreichen, erfährt dabei Unterstützung. Als weitere wichtige Themenfelder mit Regelungsbedarf wurden insbesondere Anerkennung und Portabilität sowie die Qualitätssicherung benannt.
Die Auswertung der Umfrage finden Sie hier.
An English version of the document is available here.