Die Bedeutung studienbezogener Auslandsaufenthalte im Transformationsprozess der deutschen Wirtschaft
Internationale Erfahrung als Wettbewerbsvorteil:
Studie zeigt hohe Relevanz für Unternehmen.
Die gemeinsame Studie der NA DAAD und des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) beleuchtet die Bedeutung von Erfahrungen und Kompetenzen, die Studierende während eines Auslandsaufenthalts im Studium und/oder im Praktikum machen. Die schnelle Veränderung der deutschen Wirtschaft stellt neue Anforderungen an Hochabsolventinnen und -absolventen. Im Transformationsprozess der kommenden Jahre werden dabei Fähigkeiten, die im Rahmen von Auslandsaufenthalten entwickelt oder gestärkt werden, immer wichtiger.
Ziel der Studie
Der Schwerpunkt dieser Studie liegt darauf, zu untersuchen, wie die Unternehmen die Auslandserfahrung von Studierenden einschätzen.
Methodisches Vorgehen
Dazu wurden im Frühjahr 2024 im Rahmen des IW-Personalpanels insgesamt 823 Unternehmen zur Bedeutung der Auslandserfahrung von Studierenden befragt.
Schlussfolgerungen
Insgesamt zeigt die Studie, dass international ausgebildete und sozialisierte Studierende wichtig sind, um sowohl weiterhin international zusammenzuarbeiten als auch die durch Migration und Fachkräftegewinnung wachsende Diversität unserer nationalen Gesellschaften zu gestalten. Daher ist es einerseits erfreulich, dass die Zahl internationaler Studierenden in Deutschland zunimmt. Zugleich entwickelt sich jedoch die Bereitschaft deutscher Studierender, während ihres Studiums ins Ausland zu gehen, rückläufig. Umso wichtiger sind daher Angebote, wie sie das Erasmus+ Programm mit niederschwelligen und zugleich attraktiven Angeboten für Auslandsstudium und -praktika schafft. Diese Angebote sollten auch in Zukunft auf nationaler und europäischer Ebene weiter ausgebaut werden.
Drei Fragen an Prof. Plünnecke (IW) zur neuen Studie
![Csm 102 Plünnecke Uw F4186 Geliefert Rgb 25a6af1e20](/medien/eu.daad.de.2016/dokumente/service/medien-und-publikationen/studien-und-auswertungen/csm_102_plünnecke_uw_f4186_geliefert_rgb_25a6af1e20.jpg)
© Institut der deutschen Wirtschaft
Professor Dr. Axel Plünnecke leitet am Institut der deutschen Wirtschaft Köln das Cluster Bildung, Innovation, Migration. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Themenfeldern «Hochschulbildung», «MINT», «Migration» und «Fachkräftebedarfe am Arbeitsmarkt».
Herr Professor Plünnecke, in Ihrer aktuellen Studie schildern Sie die Herausforderungen, denen die deutsche Wirtschaft aktuell gegenübersteht: demografischer Wandel, Digitalisierung, Dekarbonisierung und Deglobalisierung sind vier Schlagworte. Wir bitten Sie, für uns daraus schlaglichtartige prägnante Botschaften für unterschiedliche Zielgruppen zu formulieren.
Was wünschen sich Unternehmen von Hochschulabsolventen, die künftig als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen könnten?
Die Unternehmen erwarten von zukünftigen Hochschulabsolventinnen und -absolventen insbesondere praktische Erfahrungen sowie soziale und persönliche Skills/Kompetenzen. Die wichtigsten sozialen und persönlichen Kompetenzen, die im Rekrutierungsprozess geschätzt werden, sind Selbstständigkeit, Problemlösefähigkeit, Proaktives Handeln und Eigeninitiative, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Neues. Diese Kompetenzen werden durch einen Auslandsaufenthalt während des Studiums und Praktika im Ausland gestärkt. Zudem legen besonders innovative und internationale Unternehmen größeren Wert auf interkulturelle Kompetenzen und die Beherrschung von Fremdsprachen. Gerade diese Unternehmen schätzen auch den Auslandsaufenthalt wichtiger ein als die Einhaltung der Regelstudienzeit.
Inwiefern können die Hochschulen zu einer Gestaltung des Transformationsprozesses beitragen?
Die Hochschulen spielen eine zentrale Rolle im wirtschaftlichen Transformationsprozess. Sie müssen weiter die benötigten akademischen Fachkräfte ausbilden – zunehmend auch internationale Studierende aus dem Ausland. Dazu sind mehr Innovationsimpulse durch den Wissenstransfer ihrer Forschung und die Vermittlung von Expertise zu globalen Fragestellungen notwendig. Gerade innovative und internationale Unternehmen sehen auch die temporären Auslandsaufenthalte von Studierenden aus Deutschland als wichtige Aufgabe an. Für die Unternehmen ist mit Blick auf die Internationalisierung der Zugang zu internationalen Netzwerken, sowie eine proeuropäische Haltung in der Gesellschaft und die Weltoffenheit der Region ihres Standortes wichtig. Die Begleitung internationaler Studierender im In- und Ausland kann auch hierbei helfen.
Was sollten Akteure in der nationalen (Bildungs-)Politik und dem europäischen Programm Erasmus+, über dessen nächste Programmphase gerade intensiv diskutiert wird berücksichtigen?
Insgesamt zeigt die Studie, dass international ausgebildete Studierende während ihres Auslandsaufenthaltes verschiedene Kompetenzen stärken, die wichtig für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sind. Zudem können international Studierende die proeuropäische Haltung und die Weltoffenheit in der Gesellschaft verbessern. Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Offenheit in der Gesellschaft sind wichtig, damit die Herausforderungen der Transformation gemeistert werden können. Programme wie Erasmus+ sollten auch in Zukunft auf nationaler und europäischer Ebene weiterentwickelt und ausgebaut werden. Denkbar ist hier auch der Ausbau von Praktika, um die positiven Effekte des Auslandsstudiums auf soziale und persönliche Kompetenzen weiter um praktische Erfahrungen anzureichern.