5. Gesamteinschätzung des Auslandsaufenthalts
Abb. 5.1
Wie die bisherige Analyse zeigt, bewerten die befragten Studierenden die einzelnen Aspekte ihres Auslandsaufenthalts – wie Lehrveranstaltungen, Freizeitangebote, Lernfortschritte bei den Fremdsprachen oder die Anerkennung ihrer Studienleistungen –positiv. Bei der abschließenden Gesamtbeurteilung ihres Studienaufenthalts fällt das Urteil mit einem Anteil von 83% zufriedenen Studierenden jedoch schlechter aus als in den vorangegangenen Umfragen. Hier lag der Anteil der Zufriedenen regelmäßig bei mehr als 90%.
Abb. 5.2
Aufschluss über Faktoren, die die Gesamtzufriedenheit beeinflusst haben könnten, gibt ein genauerer Blick auf die drei unterschiedlichen Aufenthaltsarten. Hierbei wird zum einen deutlich, dass die Zufriedenheitswerte der Studierenden mit einem physischen Aufenthalt mit 91% in etwa denen der Umfrage von 2019 entsprechen. Deutlich niedriger fallen dagegen die Zufriedenheitswerte bei den Studierenden mit hybriden (70%) und virtuellen (54%) Aufenthalten aus.
Abb. 5.3
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass besonders die hybriden wie die virtuellen Studienaufenthalte zu Beginn der Pandemie im SoSe 2020 aufgrund ihrer kurzfristigen Einrichtung mit einigen organisatorischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Mit zunehmender Etablierung der jeweiligen Studienstrukturen stieg im Untersuchungszeitraum bei allen drei Aufenthaltsarten auch die Zufriedenheit.
Abb. 5.4
Die größere Gesamtzufriedenheit mit physischen Aufenthalten wird auch durch eine kleinere Gruppe von Studierenden bestätigt, die vor ihrem hybriden bzw. virtuellen einen physischen Studienaufenthalt absolviert hatten. Beim direkten Vergleich dieser Aufenthaltsarten schneiden die hybriden und virtuellen Aufenthalte bei den Lehrveranstaltungen, den Freizeit- und Betreuungsangeboten sowie dem Fremdsprachenerwerb deutlich schlechter ab als die davor absolvierten physischen Aufenthalte.
Als einen weiteren, vermutlich den gravierendsten Nachteil rein virtueller Studienaufenthalte nennen ca. 90% der Befragten die fehlenden Möglichkeiten, „Land und Leute“ im Gastland vor Ort kennenzulernen und dort physische Kontakte zu pflegen.
Abb. 5.5
Auf der anderen Seite können virtuelle Aufenthalte aber auch positive Aspekte verbuchen. So nennen ca. zwei Drittel der Befragten auf die Frage nach den Perspektiven rein virtueller Auslandsmobilität die geringeren Kosten sowie die Vereinbarkeit des virtuellen Auslandsstudiums mit familiären und beruflichen Verpflichtungen als Vorteile. Die Studierenden, die bereits einen virtuellen Studienaufenthalt absolviert haben, sehen diese Aspekte noch positiver als ihre Mitstudierenden der anderen beiden Aufenthaltsarten.
Abb. 5.6
Möglicherweise sind auch manche Studienfächer für einen virtuellen Aufenthalt besser geeignet als andere. So lässt sich eine positive Gesamteinschätzung des Studienaufenthalts besonders bei Studierenden der Fächer Naturwissenschaften, Architektur, Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Medizin und Ingenieurwissenschaften feststellen. Der Anteil der Zufriedenen liegt hier zwischen 87% und 90%. Durch Regressionsanalysen kann nachgewiesen werden, dass in diesen Fächern die Zufriedenheit von Studierenden mit einem virtuellen Aufenthalt in Relation größer ist als in anderen Fächern. Bei den Fächern mit geringerer Zufriedenheit fällt auf, dass diese eher die sprachlich-kulturellen Bereiche abdecken. Möglicherweise werden hier hohe Anteile an virtuellen Lehrveranstaltungen oder sogar rein virtuelle Studienaufenthalte als nachteiliger erlebt als in den technisch oder den naturwissenschaftlich ausgerichteten Fächern.