8. Anerkennung – ein Problem! Weniger erreicht als beabsichtigt
Vollständige Anerkennung beabsichtigt, aber weniger erreicht
Die Anerkennung verläuft für die meisten Studierenden recht erfolgreich und ihren Erwartungen entsprechend. So werden 90% der in Aussicht gestellten und 92% der angestrebten ECTS-Kreditpunkte von den Gasthochschulen anerkannt. (s. 2.2 und 2.4)
Gänzlich ohne Probleme bleibt die Anerkennung jedoch auch weiterhin nicht. Denn neben der erfolgreichen Anerkennung gibt es auch Fälle, in denen es mit den anerkannten Studienleistungen nicht so geklappt hat, wie geplant oder erwünscht. Am deutlichsten erkennbar wird das bei den Studierenden, die eine vollständige Anerkennung beabsichtigten und trotz erbrachter Leistungen weniger anerkannt bekamen.
8.1 Studierende, die eine vollständige Anerkennung beabsichtigt und erreicht bzw. nicht erreicht haben
Das Ziel, sich ihre erworbenen ECTS-Kreditpunkte vollständig anerkennen zu lassen, wurde von mehr als zwei Dritteln aller Befragten verfolgt. (s.2.1) 15% von ihnen haben es jedoch nicht erreicht und mussten sich mit einer geringeren Anerkennung zufrieden geben. Das entspricht einer Anzahl von etwa 400 Studierenden. Die Gruppe dieser Studierenden soll im Folgenden näher betrachtet werden.
8.2 Studierende, die weniger als die beabsichtigte vollständige Anerkennung erreicht haben
Bei der Hälfte der Betroffenen wurden immerhin zwischen 75% und 99% der erlangten ECTS-Kreditpunkte anerkannt. Bei knapp einem Drittel lag die Anerkennung zwischen 50% und 75%. Besonders enttäuschend fiel das Ergebnis für knapp ein Fünftel dieser Gruppe (n = 77 Studierende) aus. Ihr Bestreben, sich alle Leistungspunkte anerkennen zu lassen, endete bei einer Anerkennung von weniger als der Hälfte, in manchen Fällen wurde sogar gar nichts anerkannt.
8.3 Zufriedenheit mit der Anerkennung bei den Studierenden, die weniger als die beabsichtigte vollständige Anerkennung erreicht haben
Der Anteil der Zufriedenen ist in dieser Gruppe von Studierenden mit einem Anteil von 53% deutlich niedriger als der bei dem Durchschnitt der Befragten (76%). Entsprechend hoch ist der Anteil der Unzufriedenen, der mit 26% erkennbar über dem Durchschnitt von 12% liegt. (s.9.1)
8.4 Merkmale von Studierenden, die gegen ihre Absicht keine vollständige Anerkennung erreichten
Studierende, die gegen ihre Absicht keine vollständige Anerkennung erreichten…
- studierten häufiger als der Durchschnitt an großen Universitäten (67%).
- belegten häufiger als der Durchschnitt die Fächergruppe der Sprach-, Geschichts-, Religions- und Kulturwissenschaften (20%).
- besuchten häufiger als der Durchschnitt ein Gastland im Bologna-Raum (80%).
- nannten häufiger als der Durchschnitt „überschüssige“ ECTS-Kreditpunkte als Grund für die Nicht-Anerkennung.
- ließen erkennen, dass sie aufgrund der vielen erworbenen ECTS-Kreditpunkte und des Umstands, dass sie seltener als andere ohne Begründung für die Nicht-Anerkennung blieben, besonders motiviert und gut über die administrativen Modalitäten des Anerkennungsprozederes informiert zu sein schienen.
8.5 Weniger erreicht als beabsichtigt – Stimmen von betroffenen Studierenden
„Mir wurde vor dem Aufenthalt an der Gastuniversität ausdrücklich versprochen, dass mir sämtliche Credits und Noten angerechnet würden. Keine einzige Note und kein einziger Credit wurde mir angerechnet, und auf meinen Protest hin wurde mir von einem Widerspruch abgeraten, weil das sowieso niemals Erfolg hätte. Andere Kommilitonen hatten ähnliche Erlebnisse in dieser Hinsicht.“
„Meine Hochschule hat die Leistungen nicht anerkannt mit der Begründung, dass die Vorlesungen in Kolumbien "nicht dem Anspruch einer Mastervorlesung (…) gerecht werden". Bei anderen Studienfakultäten war dies kein Problem. Ich verstehe auch nicht ganz, warum meine Universität dann überhaupt eine Zusammenarbeit anbietet, wenn der Student davon nichts hat.“
„Es erscheint ungerecht, für erbrachte Auslandsleistungen keine Anrechnung an der Heimathochschule zu bekommen. Macht man das Auslandssemester nur zum Spaß oder umsonst?“
„Insgesamt bin ich sehr enttäuscht. Hab ein Jahr im Ausland studiert und statt wie üblich 60 nur 15 ECTS-Kreditpunkte angerechnet bekommen. Darunter seltsame Begründungen wie "Der Kurs im Ausland mit 10 ECTS-Kreditpunkten entspricht nicht unseren Anforderungen" (Kurs in der Heimat gab nur 7 ECTS-Kreditpunkte). Oder "Sie haben im Ausland eine Hausarbeit geschrieben, wir verlangen aber eine Prüfung. Das Thema ist zwar das gleiche, aber das können wir nicht zählen lassen." Ich habe mich insgesamt teilweise veräppelt gefühlt.“
„Es ist schade, dass, wenn ein Kurs an der Gasthochschule zwei Kurse an der Heimatuni abdeckt, nur einer davon anerkannt wird, obwohl die erreichten Kreditpunkte im Ausland für beide Kurse ab der Heimatuni ausreichen würden.“
„Ich habe mich damit abgefunden, dass nicht alle Credits angerechnet wurden. Im Falle einer Bewerbung würde ich mein Transcript of Records, das die vollständige Anzahl meiner erreichten Credits ausweist, beilegen. Seltsam fand ich die Festlegung auf 17 von 30 erreichten Credits aber durchaus.“