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4. Anerkennung von Studienleistungen

Die Anerkennung erbrachter Studienleistungen ist ein zentraler Aspekt eines Auslandsaufenthalts. Wie bereits in den vorangegangenen Studierendenumfragen des DAAD steht auch in der vorliegenden Befragung die Höhe der Anerkennung von ECTS-Kreditpunkten im Fokus. Angesichts des besonderen Kontexts der weltweiten Coronapandemie und ihrer Auswirkungen auf die Studierendenmobilität stellt sich hierbei die Frage, ob und in welchem Umfang diese Umstände Auswirkungen auf die Höhe der Anerkennung hatten.

Methodik zur Berechnung der Höhe der Anerkennung durch die Anerkennungsquote
Die Anerkennung kann unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und berechnet werden und zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Erfasst werden die verschiedenen Perspektiven auf die Anerkennung durch den Parameter einer jeweiligen Anerkennungsquote. Hierbei wird aus der Anzahl der anerkannten ECTS-Kreditpunkte und einer anderen Variablen, wie z.B. die Anzahl der erreichten ECTS-Kreditpunkte, ein Quotient gebildet: die Anerkennungsquote.

Abb. 4.1
Die Anerkennung fällt in der aktuellen Umfrage noch einmal höher aus als in der vorangegangenen von 2019. Von allen an Gasthochschulen erworbene ECTS-Kreditpunkte wurden 85% an ihren Heimathochschulen anerkannt. Die Anerkennungsquote liegt hier somit bei 85% und fällt 4% höher aus als 2019.

Abb. 4.2
Eine Steigerung gegenüber 2019 konnte auch bei denjenigen ECTS-Kredits erreicht werden, deren Anerkennung die Befragten beabsichtigten: von 92% auf 96%. Das heißt, dass der allergrößte Teil der ECTS-Kredits, auf deren Anerkennung die Studierenden Wert legten, auch anerkannt wurden. Absolvierte Kurse, die für einen Studiengang nicht anrechenbar waren, wurden bei dieser Berechnung somit nicht mitgezählt.

Die Steigerung der beiden oben betrachteten Anerkennungsquoten macht deutlich, dass die schwierigen Umstände der Coronapandemie und die Umstellung auf virtuell erbrachte Studienleistungen keine negativen Auswirkungen auf die Anerkennung hatten. Sie konnte im Gegenteil sogar noch einmal gesteigert werden.

Abb. 4.3
Hohe Anerkennungsquoten lassen sich auch für die drei unterschiedlichen Mobilitätsarten feststellen. So scheint es seitens der Heimathochschulen auch bei der Anerkennung von Studienleistungen, die im Rahmen eines rein virtuellen oder hybriden Studienaufenthalts erbracht wurden, keine Probleme gegeben zu haben.

Abb. 4.4
Die Höhe der Anerkennung wird von verschiedenen, durch Regressionsanalysen bestätigten Faktoren beeinflusst. Hierzu gehört z.B. die Hochschulart. So liegt die Anerkennungsquote bei HAW bzw. Fachhochschulen bei den erreichten ECTS-Kreditpunkten um mehr als 16% höher als bei Universitäten. Dieser Unterschied ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Studienplanung mit Blick auf die ausländischen Lehrveranstaltungen an den HAW zielgerichteter ist und weniger Gestaltungsspielraum lässt als an den Universitäten.¹ Dies führt dazu, dass an den HAW ein deutlich größerer Anteil der erreichten ECTS-Kreditpunkte aufgrund ihrer höheren Anerkennungsfähigkeit auch anerkannt wird. An den Universitäten wird hingegen aufgrund der möglicherweise von vornherein eingeplanten geringeren Anerkennungsfähigkeit der erlangten ECTS-Kreditpunkte entsprechend weniger anerkannt. Für diese Vermutung spricht auch die Tatsache, dass bei der Anerkennung der ECTS-Kreditpunkte, deren Anerkennung die Studierenden beabsichtigten, beide Hochschularten ähnlich hohe Werte erreichten.

¹ NA DAAD: Anerkennung – (k)ein Problem 2017, S. 45.

Abb. 4.5
Ein weiterer, direkt mit der Hochschulart verbundener Einflussfaktor ist der Anlass für einen Studienaufenthalt. Handelt es sich um einen Pflichtaufenthalt, so ist die Anerkennungsquote mit 93% deutlich höher als z.B. bei freiwilligen Aufenthalten (75%). Da der Anteil der Pflichtaufenthalte bei den HAW mit 28% erkennbar höher ist als bei den Universitäten (13%), wirkt sich dies auch positiv auf die Anerkennungsquote aus. Damit scheint sich ein weiteres Mal zu zeigen, dass eine mobilitätsfördernde Struktur, wie curricular verpflichtende oder unterstützte Studienaufenthalte, die nicht selten in Kooperationen mit ausländischen Partnerhochschulen vereinbart werden, sich positiv auf die Anerkennung auswirkt.

Abb. 4.6
Darüber hinaus spielt bei der Höhe der Anerkennung auch das jeweilige Studienfach eine Rolle. Wie bei den vergangenen Umfragen liegen bei den großen Studienfächern die Wirtschaftswissenschaften auf den vorderen Plätzen. Die niedrigsten Anerkennungsquoten werden hingegen in den Geo- und in den Erziehungswissenschaften erreicht. Das langjährige Schlusslicht – die Rechtswissenschaften – hat dagegen mit einer Steigerung der Anerkennung um 20% einen deutlichen Sprung nach oben gemacht (2019: 59,3%).

Erkennbar wird bei Betrachtung der Studienfächer erneut der deutliche Unterschied zwischen der Anerkennungsquote der erreichten und der beabsichtigten ECTS-Kreditpunkte Da bei der erstgenannten alle, auch für die Anerkennung nicht benötigten oder nicht anerkennungsfähigen Kreditpunkte mitberechnet werden, fällt die Anerkennungsquote hier folglich niedriger aus. Die persönlichen Konsequenzen für die Studierenden dürfte bei dieser Anerkennungsquote weniger gravierend sein, da hier auch Leistungen berechnet werden, die sie für ihren Studienabschluss nicht benötigen. Von größerer Relevanz ist für die Studierenden dagegen die Anerkennungsquote der beabsichtigten ECTS-Kreditpunkte. Denn sie ist ein Indikator für die Anerkennung der Leistungen, die sie wirklich benötigen. Wie die Ergebnisse zeigen, werden in einem Großteil der Fächer alle oder fast alle beabsichtigten ECTS-Kreditpunkte anerkannt. In wenigen Fällen werden sogar mehr Kreditunkte anerkannt als beabsichtigt. In diesen Fällen kann die Anerkennungsquote aller ECTS-Kreditpunkte, die erreicht wurden und deren Anerkennung die Studierenden anstrebten, sogar 100% überschreiten, da mehr anerkannt wurde, als beabsichtigt war. Insgesamt handelt es sich hierbei um ein sehr gutes Ergebnis, das sich auch in einer entsprechend hohen Zufriedenheit der Studierenden widerspiegelt.

Abb. 4.7

Die je nach Gastland erreichten Anerkennungsquoten fallen ebenfalls unterschiedlich hoch aus. Angesichts seiner sehr hohen Fallzahlen liegt die Anerkennung im Europäischen Hochschulraum (EHR) bei den erreichten ECTS-Kreditpunkten genau im Studiendurchschnitt von 82%. Höher fällt die Anerkennung mit einer insgesamt sehr niedrigen Studierendenzahl in den Regionen Afrika Subsahara, Lateinamerika sowie Asien und Pazifik aus.

Beeinflusst werden die Anerkennungsquoten der Gastregionen von Faktoren, wie z.B. der Art der Heimathochschule. So besuchten Studierende von Universitäten anteilsmäßig häufiger die Regionen EHR (82%), Nordamerika (81%) sowie Nordafrika und Nahost (79%). In den Regionen Asien und Pazifik (63%), Afrika Subsahara (63%) und Lateinamerika (53%) waren sie dagegen weniger stark vertreten. Da die Anerkennungsquoten der erreichten ECTS-Kreditpunkte an den Universitäten niedriger ausfallen (s. Kapitel 4, Abb. 4.4), wirkt sich dies auch auf die Anerkennungsquoten der bereisten Regionen aus. So fallen diese bei den erreichten ECTS-Kreditpunkten in den Regionen EHR und Nordamerika, in denen der Anteil der Studierenden von Universitäten hoch ist, entsprechend niedriger aus, als in den Regionen Lateinamerika und Asien, Pazifik, die von diesen weniger besucht wurden. Bei der beabsichtigten Anerkennung nähern sich die Anerkennungsquoten im Durchschnitt einem sehr hohen Niveau zwischen 96% und 98% an. Das bedeutet, dass es – von einzelnen Ländern abgesehen - keine Region in der Welt gibt, in der sich ein Studienaufenthalt nachteilig auf die angestrebte Anerkennung von Studienleistungen auswirkt.

Mit Blick auf den EHR wird deutlich, dass hier viele Studierende den an ihren Heimatuniversitäten bestehenden Spielraum für eine flexiblere Studienplanung nutzten. Dies führte dazu, dass ein Teil der an den Gasthochschulen erlangten ECTS-Kreditpunkte nicht voll anerkennungsfähig war und daher die Anerkennung bei den insgesamt erreichen ECTS-Kreditpunkten mit 82% hier etwas niedriger ausfällt als bei Studierenden, die andere Regionen besuchten (Afrika Subsahara, Lateinamerika sowie Asien, Pazifik).

Abb. 4.7.1
Der innereuropäische Vergleich der Anerkennungsquoten von Studierenden mit einem Aufenthalt in einem EHR-Land mit denen von Studierenden, die in einem Erasmus+ Programmland oder in einem EU-Staat zu Gast waren, zeigt keine oder allenfalls minimale Unterschiede.

Abb. 4.8
Die Zufriedenheit mit der Höhe der Anerkennung ist im Vergleich zur letzten Umfrage weiter gestiegen. Zeigten sich 2019 76% der Befragten damit zufrieden oder sehr zufrieden, so beläuft sich der entsprechende Anteil in der aktuellen Umfrage auf 81% (+5%). Damit einhergehend ist auch der Anteil der Unzufriedenen von 12% auf 8% gesunken. Diese gestiegene Zufriedenheit ist auf die positive Entwicklung der Anerkennungsquote zurückzuführen.
Eine hohe Zufriedenheit mit der Anerkennung kennzeichnet alle drei Aufenthaltsarten, Unterschiede sind hier marginal. So liegt der Anteil der Zufriedenen zwischen 81% und 84%, der Anteil der Unzufriedenen zwischen 6% und 8%.

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