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3. Lehrveranstaltungen sowie Freizeit- und Betreuungsangebote

Abb. 3.1
Als Folge der Coronapandemie verlief der Großteil der von den Befragten besuchten Lehrveranstaltungen an der Gasthochschule virtuell oder hybrid (teils physisch, teils virtuell). Ihr Anteil beträgt insgesamt knapp 80%. Das bedeutet, dass nicht nur bei den hybriden und virtuellen, sondern auch bei den physischen Studienaufenthalten die Lehre überwiegend virtuell stattfand und die Studierenden somit trotz Aufenthalts im Gastland von ihren privaten Unterkünften aus an den Lehrveranstaltungen teilnahmen.

Abb. 3.2
Die in der digitalen Lehre meistverwendete Veranstaltungsform (64%) verlief laut Angaben der Studierenden synchron, also zeitgleich, und enthielt interaktive Elemente, wie z.B. Chatfunktionen und Polls. Dadurch konnten Lehrende und Lernende oder auch der Lernenden untereinander zeitgleich kommunizieren, was dem Bedürfnis nach sozialer Interaktion entgegenkam. Synchrone Lehrveranstaltungen ohne interaktive Elemente gab es in 14% der Fälle. Dieser hohe Anteil lässt sich vermutlich darauf zurückführen, dass diese Art der Vermittlung einen geringeren zeitlichen und technischen Aufwand für die Lehrenden erforderlich machte.

Der Anteil asynchroner (zeitversetzter) Lehrveranstaltungen, wie z.B. individuell abrufbarer Vorlesungen oder Videos, beläuft sich auf 22%. Bei 9% davon waren interaktive Elemente enthalten. Diese Veranstaltungsform bietet den Vorteil individueller Flexibilität, da sie jeder Zeit abrufbar ist und ein Lernen nach eigenen Bedürfnissen ermöglicht.

Abb. 3.3
Die Zufriedenheit sowohl mit der physischen als auch mit der virtuellen Lehre an den Gasthochschulen ist in beiden Bereichen sehr hoch. Bei einigen der gefragten Beurteilungskriterien, wie der Interaktivität, der Qualität, den Betreuungsangeboten und den Kommunikations- und Feedbackstrukturen, ist die Zufriedenheit mit der physischen Lehre allerdings etwas höher als mit der virtuellen.
Unter den Studierenden, die einen hybriden Aufenthalt absolvierten, sind jedoch nur 57% mit den virtuellen Lehrveranstaltungen zufrieden. Bei den virtuellen Aufenthalten liegt der Anteil zufriedener Studierender dagegen bei 67% und bei den physischen Aufenthalten bei 69%. Die geringere Zufriedenheit der Studierenden, die einen hybriden Aufenthalt absolvierten, ist möglicherweise vor dem Hintergrund ihrer insgesamt etwas geringeren Motivation zur Wahl dieser Aufenthaltsart zu sehen. Mit seinem großen Anteil an virtuellen Lehranteilen widersprach er vermutlich ihren ursprünglichen Wünschen nach größeren Anteilen physischen Lernens (s. Kapitel 2, Abb. 2.6).

Abb. 3.4
Beeinflusst wird die Zufriedenheit mit der virtuellen Lehre ferner durch den Zeitfaktor. So ist zu beobachten, dass die befragten Studierenden von Semester zu Semester schrittweise zufriedener werden (SoSe 2020: 63%, WiSe 2020/21: 70%). Die Gründe dafür liegen vermutlich in der zunehmenden Erfahrung der Studierenden und der Lehrenden mit den virtuellen Lehrformaten sowie deren Fortentwicklung durch die Gasthochschulen. Insgesamt gesehen lassen die Ergebnisse erkennen, dass die virtuellen Lehrformate innerhalb kurzer Zeit beim Großteil der befragten Studierenden auf eine breite Akzeptanz gestoßen sind und sie sich zu einer fast gleichwertigen Alternative zur physischen Lehre entwickelt haben.

Abb. 3.5
Gefragt nach der Relevanz künftiger digitale Lehrangebote an ausländischen Hochschulen gaben ca. 60% der Befragten an, dass ihnen diese Möglichkeiten wichtig oder sehr wichtig seien. Diese umfassen gleichermaßen synchrone wie asynchrone Lehrangebote sowie die Möglichkeit, Online-Prüfungen ablegen zu können. Diese Einschätzungen verdeutlichen, dass die befragten Studierenden digitale Lehrveranstaltungen an den Gasthochschulen keinesfalls nur als Übergangslösung in Krisenzeiten ansehen, sondern auch als längerfristige Option, um internationale Lernerfahrungen zu sammeln.

Abb. 3.6
Freizeit- und Betreuungsangebote der Gasthochschulen wurden in unterschiedlicher Intensität in Anspruch genommen. Fast die Hälfte der befragten Studierenden besuchte entweder physisch oder digital einen Sprachkurs, eine Einführungsveranstaltung, soziale Treffpunkte und Freizeitangebote oder konsultierte einen Buddy oder eine Mentorin bzw. einen Mentor. Die digitale Variante mancher Angebote wurde weniger stark genutzt. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Mehrheit der Studierenden physisch an den Gasthochschulen vor Ort war und es dort z.B. mehr physische als digitale Freizeitangebote gab. Zudem wird der Anreiz groß gewesen sein, angesichts der Überzahl an virtuellen Lehrangeboten die Freizeit in physischem Kontakt zu Mitstudierenden und „Land und Leuten“ zu verbringen.

Abb. 3.7
Die Zufriedenheit mit den virtuellen und den physischen Freizeit- und Betreuungsangeboten der Gasthochschulen liegt ähnlich hoch wie bei der Lehre. Eine deutliche Mehrheit der Studierenden zeigt sich bei meisten Aktivitäten (sehr) zufrieden. Die physischen Angebote – wie etwa soziale Treffpunkte, Angebote zum Kennenlernen des Gastlandes und sonstige Angebote – schneiden hier allerdings erkennbar h besser ab als die virtuellen Angebote. Unterschiede in diesen Bereichen basieren vermutlich darauf, dass physische Treffen mit Mitstudierenden und direkte Erlebnisse mit „Land und Leuten“ des Gastlandes intensivere und prägendere Erfahrungen ermöglichen als die virtuellen. Keine Unterschiede in der Zufriedenheit gibt es hingegen bei den Sprachkursen der Gasthochschulen sowie den Buddys oder Mentorinnen und Mentoren, die im virtuellen Raum als gleichwertig betrachtet werden.

Betrachtet man die Zufriedenheit mit den physischen und virtuellen Freizeit- und Betreuungsangeboten nach Semestern, so zeigen sich hier kaum relevante Unterschiede. Bis auf geringe Veränderungen bei den sonstigen digitalen Freizeitangeboten und den Angeboten zum Kennenlernen des Gastlandes ist die Zufriedenheit im Laufe des Betrachtungszeitrums weitgehend gleichgeblieben.

Abb. 3.8
Die Verbesserung der im Gastland gesprochenen Fremdsprache gelingt nach Selbsteinschätzung der befragten Studierenden bei einem physischen und hybriden Aufenthalt am besten. 60% bzw. 54% der Studierenden dieser Aufenthaltsarten gaben an, ihre Sprachkenntnisse stark verbessert zu haben. Unter den Studierenden mit einem rein virtuellen Aufenthalt war dies nur bei 35% der Fall. Mit Blick auf die physischen und teilweise auf die hybriden Aufenthalten dürfte der direkte alltägliche Kontakt mit „Land und Leuten“ ausschlaggebend für die positivere Einschätzung des Spracherwerbs sein.

Beim Erlernen anderer Fremdsprachen konnten die Studierenden mit einem physischen Aufenthalt ebenfalls die größten Erfolge verzeichnen. Hier ist der gemeinsame Aufenthalt mit Studierenden anderer Nationen und Sprachen vor Ort eindeutig von Vorteil.

Abb. 3.9
Dass direkte physische Kommunikation den Fremdsprachenerwerb unterstützt, zeigt sich auch daran, dass die Studierenden als fördernde Umstände hier vor allem eher informelle physische Kontaktmöglichkeiten nannten – wie z.B. physische soziale Treffpunkte, Sprachkurse an der Gasthochschule sowie sonstige physische Freizeitangebote. Die Lehrveranstaltungen der Gasthochschule werden unabhängig von der Art des Aufenthalts für den Fremdsprachenerwerb ebenfalls als wichtig eingeschätzt.

Abb. 3.9.1
Der Erfolg beim Fremdsprachenerwerb wird von verschiedenen Faktoren, wie z.B. der Art des Auslandsaufenthalts, bestimmt. So messen Studierende der virtuellen Studienaufenthalte den Sprachkursen eine höhere Bedeutung bei als Studierende der physischen und hybriden Aufenthalte. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass bei den virtuellen Aufenthalten physische Kontaktmöglichkeiten gänzlich entfallen und somit den Sprachkursen beim Spracherwerb eine umso höhere Bedeutung zukommt.

Abb. 3.9.2
Auch den Buddys oder Mentorinnen und Mentoren wird je nach Aufenthaltsart eine unterschiedliche hohe Bedeutung für den Fremdsprachenerwerb beigemessen. Für Studierende virtueller Aufenthalte hatten sie die geringste Bedeutung, für die der hybriden und physischen Aufenthalte waren sie aufgrund des vermutlich etwas größeren physischen Kontakts etwas wichtiger.

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