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Johanna: spanisches Jahr in Sevilla

Johanna / NA DAAD

Ich bin Johanna und nun ziehe ich endlich nach Spanien, weil tatsächlich schon mein Kindheits-Ich dort leben wollte, seitdem ich in der Schule Spanisch angefangen hatte. Ich nutze die Chance, die mir Erasmus+ gibt meinen Traum zu verwirklichen. Es erwartet mich das Auslandsjahr bis Ende Juli. Dann trennt mich noch meine Bachelorarbeit von einer ungewissen Zukunft. Ich bin froh diese Reise von Spanien aus zu beginnen. Meine Erfahrungen aber auch meine Gefühle und persönlichen Herausforderungen sollen hier Platz finden und euch helfen.

Ich befinde mich im sechsten Fachsemester Umweltwissenschaften und studiere dies über die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg nun an der Pablo de Olavide Universität in Sevilla.

Wie zuhause aber dennoch fremd

Der Start ins zweite Semester, Abschied nehmen und neu bewerten.

Natürlich bleiben die meisten Erasmusstudierenden nur ein Semester. Das heißt, Abschied nehmen. Es ist komisch in der Uni zu sein und seine vertrauten Gesichter nicht mehr zu sehen. Nun begegnet man neuen Leuten auf den Gängen, die neuen Erasmus Studenten sind angekommen. Für sie beginnt diese aufregende Reise, sie gehen zu all den Partys, machen alle Veranstaltungen mit und haben direkt ihre Bezugspersonen. 
Es fühlt sich an den Bezug verloren zu haben und nun irgendwie nicht richtig zu den Erasmus Studierenden zu gehören aber auch nicht richtig zu den spanischen Studierenden.  

Im Kontakt mit anderen, die ein Jahr bleiben wird klar, dass es nicht nur mir so geht. Unsere Freunde sind abgereist und in spanische Freundesgruppen einzutauchen ist auch nicht sehr einfach. 
Die schöne Seite daran ist, dass man jetzt wieder neue Leute kennenlernen kann, wieder die ganzen Erasmusveranstaltungen mitmachen kann und dass man ruhiger wird. Man hat sich bereits seinen Alltag aufgebaut, man hat seine Bekanntschaften, seine Hobbys, seine Lieblingsbars. Man kennt sich aus und fängt auch an sich immer mehr zu integrieren. Die Sprache wird immer besser und man kennt die Straßen, die Leute, die Gebräuche und die Kultur. Man hat die Eigenschaften Spaniens, die man liebt und die an die man sich wohl nie gewöhnen wird. Man fühlt sich als Teil der Gesellschaft doch auch immer noch irgendwie fremd.

Es ist immer noch eine intensive und aufregende Erfahrung, vielleicht sogar stärker als im ersten Semester. Ich sitze mit meinem Tinto de Verano, in der Fußgängerzone in der Sonne und schätze sehr die Freiheit, die ich spüre. 

Fluss Sevilla
Johanna/NA DAAD

Die Klausuren und die Sprache  

Ich habe nur drei Kurse gewählt, um auf meine 15 KP pro Semester zu kommen für die Erasmusförderung. In einem Kurs musste ich eine Präsentation halten und drei Hausarbeiten abgeben. Letztlich gab es keine Klausur. 
In dem anderen Kurs musste ich bei den Exkursionen dabei sein und am Ende eine Präsentation halten, sowie eine Klausur schreiben. Da wir in diesem Kurs 15 Franzosen waren und ich, kam uns die Professorin entgegen und machte für uns eine einfachere Multiple Choice Klausur. 
Die Franzosen hatten teilweise nur ein A2 Spanischniveau und hatten deutliche Schwierigkeiten. Manche Professoren können kein Englisch und kommunizierten ihre Empörung darüber, dass sie die Franzosen nicht bewerten können, da sie nicht in der Lage sind eine Klausur oder eine Hausarbeit zu schreiben. 
Natürlich muss man mindestens ein B2 Niveau haben und die Sprache gut sprechen, das ist aber bei vielen Erasmusstudenten nicht der Fall. Das kann auch daran liegen, dass das Mindestniveau, um angenommen zu werden bei A2 liegt in manchen Fällen, was ich persönlich auch nicht gut finde von der UPO, da A2 meiner Meinung nach nicht ausreicht.
Für viele Erasmusstudenten ist die Sprache eine große Herausforderung und mit sehr viel Stress verbunden im Unialltag. Deswegen ist es mir wichtig hier auch zu unterstreichen, dass um in der Landessprache im Ausland zu studieren ein gewisses Sprachniveau wichtig ist und das Bewusstsein darüber, dass es nur wenig englische Kurse gibt…

Die Vorlesungen

Manche Professoren sind super organisiert, laden die Dokumente nach jeder Vorlesung hoch und man kommt gut mit. Andere Professoren fokussieren sich sehr auf den Anwendungsbezug. Das liegt allerdings individuell an den Professoren und an dem Studiengang. Mitschreiben ist für mich mit C1 Niveau schon schwierig, da ich das gar nicht gewöhnt bin. Umso dankbarer war ich, dass Vorlesungen hochgeladen wurden. Dadurch, dass man als Erasmusstudent aus mehreren Semestern Kurse wählen kann, ist es eine Herausforderung spanische Freunde zu finden, da man wenig Stunden zusammen hat. 
Wie schon erwähnt hatte ich nur drei Kurse und teilweise nur eine Stunde Vorlesung an einem Tag. Da ich allerdings eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Uni brauchte, griff ich meist nur darauf zurück, was in der Aula Virtual hochgeladen wurde. Die praktischen Teile eines Kurses sind Pflicht. 
Den einen Professor verstand ich aufgrund seines Akzentes so schlecht und darüber hinaus, wirkte es, als würde er uns seine Meinung beibringen wollen, dass ich mich letztlich auch entschloss, nur noch zu den Pflichtveranstaltungen zu gehen. Jeder muss entscheiden, wie er für sich das Beste aus dem Studium holt, um auch am Ende die Prüfungen zu bestehen und natürlich auch Spaß zu haben. 

Zum ÖPNV kann man sagen, dass egal wo du in Sevilla hinmöchtest, mit dem Bus brauchst du mindestens 30 Minuten immer. Es gibt auch nur eine Metrolinie, weswegen ich oft die Leihfahrräder an jeder Ecke mit der Metrofahrt kombinierte. Jede Fahrt kostet 0,33€ und die Leihfahrräder (Sevici) für ein Jahr 33,33€, mit denen man die ersten 30 Minuten kostenlos fahren kann. Danach bezahlt man nur Centbeträge. Ich finde des ÖPNV-Netzwerk ausreichend und die Preise absolut fair. 
Ich kann nur höchstens empfehlen nie bei Regen Fahrrad zu fahren. Dadurch, dass hier nachts die Straßen mit einem Seifengemisch abgespült werden, ist es super rutschig, wenn es am nächsten Tag regnet. Dafür gibt es dann aber zum Glück die Busse, deren Ankunft man übrigens mit einer App tracken kann. 

Mein absoluter Lifesaver ist der ESN (Erasmus student network)

So gut wie jeden Tag gibt es Aktionen, bei denen man nicht nur Land und Leute kennenlernt, sondern auch Halt bekommt.  

Manchmal fühlt man sich allein, sitzt zuhause und arbeitet für die Uni. Man bekommt mit, dass manche schon direkt am Anfang Freundesgruppen gefunden haben und in denen hier Abenteuer erleben. Andere bekommen laufend Besuch aus der Heimat oder machen einfach nur viel Party, weil sie eh nach fünf Monaten zuhause sind. 
Die Gefühle von Erasmusstudenten, die ein ganzes Jahr woanders leben sind ganz anderer Natur. Das Vermissen ist in einem anderen Grad, da wir uns nicht damit trösten können zu sagen, wir sind ja bald wieder zuhause in unserem gewohnten Umfeld, mit Freunden und Familie. Viele Studierende fliegen auch über Weihnachten nach Hause und kommen erst im Januar wieder, um Klausuren zu schreiben und dann Ende Januar wieder zurückzufliegen.
Es wird klar, dass hier viel Potenzial ist sich auch mal einsam zu fühlen. Aber genau da hilft der ESN. Und auch, wenn es mal kein Programm gibt an einem Tag, hat man dennoch die große WhatsApp-Gruppe mit mehr als 500 Mitgliedern. Eine kurze Nachricht, ob sich jemand treffen möchte, und es wird sich meist jemand finden.  

Und das ist jetzt das Schöne: Hier bei 18 Grad im Dezember und stetiger Sonnenschein, findet sich für jeden Tag irgendetwas zu tun. Auch wenn es nur ist durch die schönen Gassen zu spazieren, oder sich mit einem Buch an den Fluss zu setzen.  

Also wie sieht mein Alltag nun aus?  

Ich lerne viele Menschen über die Bachata und Salsa Partys kennen, die hier mehrmals die Woche stattfinden. Darüber hinaus gehe ich zweimal die Woche zum Kickboxen, um mich auszupowern und auch nochmal Menschen kennenzulernen. Technoevents in Parks oder Konzerte dürfen natürlich auch nicht fehlen.  

Regelmäßig checke ich die ESN-Gruppe und freue mich über die zahlreichen Angebote. Sei es für 20 € nach Málaga zu fahren und eine Tour und ein Picknick zu genießen oder bei einem Trip nach Ronda/Tarifa/Córdoba/Gibraltar dabei zu sein. Es gibt Karaoke-Abende, Axtwerfen, Bier Pong Turniere, Museumsbesuche, Palastbesichtigungen, Picknicks, Tapas Abende oder Stadtführungen.

Málaga
Johanna/DAAD

Die Universität in Oldenburg hat zwei Campus. Campus Haarentor und Campus Wechloy. Da ich mit Umweltwissenschaften in Wechloy studiere vergleiche ich das mit der UPO. 
In Wechloy gibt es eine große Mensa nach dem Prinzip, dass man sich ein Tablett nimmt und es an der Ausgabe vorbeischiebt und sich sein Essen aussucht. An der UPO gibt es eine identische Mensa, wobei das Mittagessen inklusive Getränk, Joghurt und Brötchen ungefähr 7 € kostet. In Wechloy liegt man dort bei ca 5 €. Wobei ich persönlich das vegetarische Angebot in Deutschland ansprechender finde. 

Menü Upo
Johanna/NA DAAD
 

Allerdings gibt es eine weitere Ausgabe im Außenbereich der UPO. Mit leckerem Café und reichhaltigen Angebot, allerdings sehr überschaubar mit vegetarischen Optionen

Allgemein ist das vegetarische Angebot in Spanien sehr begrenzt. In Restaurants gibt es oft nur Kartoffelecken und Oliven als vegetarische Optionen. Anders zu Deutschland gibt es auch keine Getränkekarten, denn hier serviert jedes Restaurant die gleichen Getränke, ansonsten ist es üblich mit anderen Wünschen einfach nachzufragen. Und Vorsicht alle Caféliebenden, Café con leche ist ein Milchkaffee, bestellt ihr einen Cappuccino bekommt ihr einfach einen Milchkaffee mit sehr viel süßen Sirup auf dem Becherboden. Apropos Becher. Ich habe noch nie jemanden hier gesehen, der einen wiederverwendbaren Becher benutzt. Also aufgepasst beim Kaffeebestellen. 
An jeder Ecke der UPO findet man Kaffeeautomaten, bei denen es ein großes Angebot an Sorten gibt für maximal 60ct. Allerdings ist dieser Kaffee sehr wässrig und geschmacksneutral, versuche ich mal nett zu sagen. In Wechloy liegt der Kaffee bei 1.10 € und schmeckt sehr lecker mit Bohnen aus der Zone.

Automaten Upo

Johanna/NA DAAD

Wie in den meisten Erfahrungsberichten steht, dass man schnell neue Freunde findet und jeden Tag irgendwo eine Party ist, ist das auch genau so in Sevilla. Der ESN (Erasmus Student Network) leistet wunderbare Arbeit. Auf Freiwilligenbasis organisieren einheimische Studierende Events, Kennlernspiele, Barabende und Wochenendtrips. Sie sind nicht profitorientiert und sehr nahbar. Hier lernt man schnell und viele andere internationale Studierende kennen.

Ich würde gerne Freunde kennenlernen, die auch zwei Semester bleiben und auch gerne Sevillaner, um die Sprache zu lernen und hier ein Netzwerk aufzubauen. Ich bin nun schon oft umgezogen und ich habe mich immer erst an einem Ort wohlgefühlt, als ich Freunde hatte.
Neben den ganzen Partys und großen Gruppenveranstaltungen, bleiben tiefgründige Gespräche im Bereich der Eigeninitiative.
Um diesen Anspruch zu erfüllen, versuche ich gerade auf der Kennlernapps Freunde zu finden und mich mit Menschen zu treffen, die zu meiner persönlichen Lebenssituation passen. Darüber hinaus ist es absolut empfehlenswert sich ein Hobby/Ausgleich zu suchen. Ich gehe zum Beispiel zu Tanzpartys für Bachata und Salsa. 
Ein weiterer Tipp ist es in kleinen Gruppen unterwegs zu sein und mit Menschen, die gut Spanisch sprechen. Die Sprache öffnet hier so viele Türen! Natürlich kann man auch nur englische Kurse wählen und ohne Spanisch überleben. Dann lebt man allerdings in seiner Bubble und verpasst meiner Meinung nach die Möglichkeiten dieses Landes. Ich persönlich finde auch, dass es sich gehört auch die lokale Sprache zu sprechen.  

Was macht nun das soziale Leben in Sevilla aus und wie unterscheidet es sich von Deutschland?  

Sevilla ist eine Stadt, die nie schläft. Meine persönliche Herausforderung ist der Alltag. Die Uni beginnt ab 15 Uhr und geht nicht selten bis 20/21 Uhr und dann sammeln sich langsam die Sevillaner in den Tapas Bars, um zu Abend zu essen. Der perfekte Stundenplan für die feierwütigen unter uns. 
Ich bin nur leider ein Morgenmensch und die Adaption an diesen Lebensstil hat mich die ersten Wochen sehr viel gekostet. Nun stehe ich morgens früh auf, lerne etwas für die Uni, mache Yoga und nutze die kühle Luft des Morgens. Das Prinzip der Siesta in Spanien nutze ich dann, um wieder fit für den Abend/Nachmittag zu werden. Ich leugne nicht, dass es mir schwerfiel, aber man findet immer seinen Weg. 

Die Spontanität des Sevillas

Was macht Sevilla so wunderbar? 
Ich versichere, dass man jeden Tag überrascht wird, wenn man nur ab 22 Uhr in der Stadt spazieren geht. Flamenco Shows in Bars, Saxophonisten/Gitarristen am Guadalquivir, Prozession, bei denen Heiligenfiguren in kunstvoll gestalteten Wagen durch die Straßen getragen werden, Konzerte, Tapas Showkochen, Märkte und sportliche Aktionen wie Marathons etc. Diese Stadt schläft nie, nur in der Siesta.
Festival De Las Naciones

Johanna/NA DAAD

Universitäre Vorbereitungen  

Die Bewerbung beim Koordinator geht in der Regel schnell und unkompliziert. Nach der Zusge, muss ein Learning Agreement (LA) ausgefüllt werden, leichter ist dies in einem Beratungsgespräch zusammen mit dem Koordinator. Das LA enthält die Kurse, die man belegen möchte und die, die man angerechnet bekommen möchte. Für die Erasmus+ Förderung müssen das mindestens 15 bestandene Kreditpunkte sein. Ob dann noch mehr Kurse gewählt werden müssen, ist von den Universitäten abhängig. Hier wieder der Tipp: persönliche Gespräche mit den Verantwortlichen.  

Reise und Ankunft  

Auslandskrankenversicherung, Wohnungssuche, emotionale Vorbereitung und Vorfreude sind alles Dinge, die von einem Selbst abhängen und in seinem eigenen Tempo angegangen werden können. Alles Bürokratische von BAföG Anträgen bis zu universitären Agreements erfordern am Ball bleiben und Fristen einhalten, die an jeder Universität und in jedem Studiengang anders sind.  

Finanzierung

Erasmus+ ermöglicht eine monetäre Förderung, ohne die ich nicht diese Reise angehen könnte.
Es gibt verschiedene Ländergruppen, für die jeweils ein anderer Monatssatz ermittelt ist. Für Spanien sind das 540 Euro und die Social Top Ups ermöglichen weitere 250 € monatlich (allerdings nur 4 Monate und bei zwei Semestern 8). Außerdem kann man mit dem Zug, Fahrrad oder auf anderen ökologischen Wegen zu seiner Partneruniversität reisen, um den Green Mobility Zuschuss zu erhalten. Unabhängig vom Erasmus-Programm kann Auslands BAföG beantragt werden, auch wenn im Inland kein Anspruch besteht. Das sind kleine Anregungen und müssen selbst am besten in Beratungsgesprächen geklärt werden.  

Ich bin zwei Semester in Sevilla aber ich habe mich leider spontan dafür entschieden das zweite Semester zu bleiben. Dadurch verlor ich den Anspruch auf die monetäre Erasmusförderung im zweiten Semester und empfehle daher sich direkt für zwei Semester zu entscheiden.  

Reise mit dem Zug

Aufgrund des Green Mobility Zuschusses entschied ich mich mit dem Zug von Oldenburg nach Südspanien zu fahren. Ich machte einen Halt in Zürich bei einer Freundin und fuhr dann mit dem TGV von Zürich über Paris direkt nach Barcelona an einem Tag. Ich musste in Paris nur 4 Stunden warten und nur dort umsteigen. Von Barcelona ging es dann 6,5 Stunden direkt nach Sevilla. Viele reisen mit dem Zug, da sie dort mehr Gepäck mitnehmen können. Das schöne bei dieser Anreise ist, dass man ein Gefühl für die Entfernung bekommt und Zeit für Vorfreude und Aufregung hat. Meist ist man vor Abreise noch mit Klausuren, Abgaben, Umzügen oder Freunde treffen beschäftigt, sodass wenig Zeit bleibt sich auch emotional auf so einen großen Schritt einzustellen.  

Meinen ersten Vorfreudemoment hatte ich als ich mit einer Finnin, die ich im Hostel kennengelernt hatte, mein erstes Frühstück in Spanien, Barcelona zu mir nahm. Ich glaube, das Bild zeigt diesen sehr gut.   

Johanna Erstes Frühstück Barcelona
Johanna/NA DAAD


Wohnungssuche

Ich wollte auf der absolut sicheren Seite sein und schrieb dem Erasmus Club Sevilla. Es hieß, dass Scams vorkommen und ich dachte dem somit zu umgehen. Ich habe direkt eine Wohnung angeboten bekommen und hatte auch schnell den Vertrag. Mein Zimmer kostet 465 Euro monatlich. Ich empfehle auf idealista zu suchen und Videochats mit den Vermietern zu machen. Keine Überweisungen oder Vertragsunterschreibungen vor der Ankunft! So wird Betrug umgangen und ein günstiges Zimmer gefunden (250-400 €). Ich würde allgemein von großen Organisationen abraten, da die Profitauslegung viele Nachteile mit sich bringt. Die teure Wohnung ist in einem desolaten Zustand. Natürlich ist der spanische Wohnungszustand anders aber hier ist alles im schlechten Zustand und als zum Beispiel die Klobrille ihr zeitliches segnete, wurde ich beschuldigt sie kaputt gemacht zu haben. Außerdem wird die Miete bar bezahlt und man musste eine Servicegebühr bezahlen. Es ist eindeutig, dass das kein gutes Licht auf die Situation wirft. Starke Empfehlung: Keine Organisation oder Firma. Letztlich fühle ich mich wohl, denn mit Pflanzen und den richtigen LED-Lichtern kann man jedes Zimmer schön machen.

Allgemeine Recherche

An der Universität kommt man schnell in Kontakt mit Menschen, die schon einmal im Ausland mit Erasmus+ waren oder es wollen. Nach einer eigenständigen Recherche wurde mir klar, dass das auch finanziell möglich ist. Mit der monetären Förderung und dem Auslands BAföG, war es für mich nur logisch diese Möglichkeit zu nutzen. Es gibt die Chance für zwei Semester im Bachelor sowie zwei Semester im Master ins Ausland zu gehen und dafür finanziell unterstützt zu werden. Es stellte sich also nicht mehr die Frage nach dem ob, sondern nur noch das wohin und die Fristen.  

Auswahl des Landes  

Ich hatte sechs Jahre in der Schule Spanisch gelernt und war dann lange Zeit in Costa Rica. Neben mein Studium an der Universität Oldenburg engagierte ich mich ehrenamtlich als Sprachmittlerin. Darüber hinaus arbeite ich als Dolmetscherin. Als studentische Hilfskraft war ich auch im International Office und im Sprachenzentrum der Universität tätig. Als Ergebnis meiner Erfahrungen fiel die Entscheidung auf Spanien. Die Sprache wurde damals in der Schule zu meiner Leidenschaft und der Wunsch im spanischsprachigen Ausland zu leben festigte sich. Ich war so lange in Lateinamerika, um herauszufinden, ob ich dorthin auswandern möchte, da mich das deutsche Klima demotiviert und mit dem Wetter auch die Mentalität der Deutschen. Ich spreche aus meiner persönlichen Erfahrung und vielleicht hat mich das Leben in Lateinamerika beeinflusst. Umso spannender ist für mich der Vergleich zu Spanien. Die Chance durch Erasmus+ sorgenfrei im Ausland zu leben und an einer ausländischen Hochschule zu studieren das zu ermöglichen ist einmalig.  

Als mir in meinem Freundeskreis Sevilla empfohlen wurde, entschied ich mich meinen Freunden zu vertrauen. Auf der Internetseite des International Offices steht bei der ausgewählten Universität auch der Koordinator als Ansprechperson. Alle weiteren Schritte sind auf der Website zu finden. Schnell war mein Lebenslauf verschickt, meine Sprachkenntnisse nachgewiesen und meine Auslandserfahrung kommuniziert und ich erhielt ich die Bestätigung.  

Emotionen  

Ich bezeichne mich als sehr offenen und mutigen Menschen. Was ich auf meinen Reisen gelernt habe, ist die Rolle der Reflexion. Schnell ist man in einem Strudel von Erledigungen, Verantwortungen, noch universitäre Verpflichtungen und Organisation. Da bleibt wenig Zeit sich der Situation bewusst zu werden. Auf der einen Seite scheint dies überwältigend und stressig. Auf der anderen Seite baut sich durch die ersten Beiträge des Erasmus Student Network (ESN) auf Instagram die Vorfreude auf.

Ich empfehle sich die Zeit zu nehmen sich seinen Gefühlen hinzugeben. Das kann Freude sein, Trauer, seine Geliebten zurückzulassen oder Angst, vor einer unbekannten Zukunft. Diese sonnige Zeit getrieben von aufgeregten Gefühlen, hat so auch ihre Schattenseiten. Negativen, traurigen oder überfordernden Gefühlen ihren Platz geben und sie annehmen, um zu merken, dass auch diese aushaltbar sind, ist das schöne beim großen Schritt ins Ausland zu gehen.

Suche nach Ruhe, aber durch das Gleichgewicht, nicht durch den Stillstand deiner Tätigkeit.
Friedrich Schiller

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