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Erasmus als Karrierebaustein?

Seit 1999 bin ich Departmental Coordinator für das ERASMUS-Programm an der Georg-August-Universität Göttingen an der Theologischen Fakultät. Da ich zugleich einen Studiengang mitbegründet habe, der an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist und ich seit knapp zehn Jahren dessen Direktor bin, zudem an Studiengängen an der Philosophischen Fakultät beteiligt bin und den Master-Studiengang Intercultural Theology ins Leben rief, bezieht sich der Horizont meiner ERASMUS-Erfahrungen und ERASMUS-Aktivitäten allerdings auf ein deutlich breiteres Fächerspektrum.

Prof. Dr. Martin Tamcke ist seit 1999 Professor für Ökumenische Theologie an der Georg-August-Universität zu Göttingen und in ERASMUS engagiert.

Wir sammeln Erfahrungen in Internationalität, wir fördern Neugier, Interesse, interkulturelle Verständigung und das Gefühl, dass wir auch mit Menschen zusammengehören oder doch wenigstens mit Menschen Gemeinsamkeit entwickeln können, die nicht im engeren Sinne unserer kulturellen Tradition angehören und doch oft sich mit uns schon aus ganz rationalen Überlegungen heraus im Boot "Europa" wiederfinden. Immer wieder berichten Austauschstudierende, dass sie auf ihren Auslandsaufenthalt angesprochen wurden bei Einstellungsgesprächen.

ERASMUS als Karrieresprungbrett

Mit großem Interesse verfolge ich, wie immer wieder ein ERASMUS-Aufenthalt bei Studierenden noch zeitnah zu einem direkten Karrieresprung geführt hat. Dies geschieht besonders in den Ländern, in denen Internationalität gewünscht ist, aber die Gesellschaft ihrerseits dem oft passiven, zuweilen auch aktiven Widerstand entgegensetzt.

Wo in den am Austausch beteiligten Staaten nach Brückenbauern gesucht wird, wo Menschen gebraucht werden, die die Prozesse in Europa vermitteln, da weckt der Nachweis von ERASMUS-Mobilitäten einen Moment zusätzlichen Vertrauens in Bewerber und deren Belastbarkeit in multikulturellen Kontexten, die ohne solch einen Aufenthalt einen erheblichen Mangel an Erfahrungskompetenz eingestehen müssten.

Erfolgsmerkmale des Programms

Wenn der ERASMUS-Aufenthalt erfolgreich war, dann hat er die mobilen Studierenden, die da neue Horizonte und Perspektiven in den eigenen Kontext einzubringen versuchen, so gestärkt, dass sie mit Verständnis ihren Widersachern zu begegnen verstehen und so mitwirken an einem Raum der Verständigung, der statt Abkapselung auf ein Miteinander setzt, das ja auch die eigenen Überzeugungen, Lebens- und Verhaltensweisen nicht auflöst, sondern möglicherweise differenziert, profiliert und hinterfragbar und überprüfbar macht. Wichtig ist dabei, dass das ERASMUS-Programm nicht einfach ein Austausch im Bereich der Studien sein darf. Dann werden die besonderen Fähigkeiten, die das Programm vermitteln kann, geradezu verfehlt.

Auch wir Lehrende gewinnen durch ERASMUS viel: ich lerne Kollegen aus anderen kulturellen Kontexten kennen, mit denen ich auch wissenschaftlich kooperieren kann. Solche Kooperationen arbeiten an fachspezifischen Fragestellungen. Dabei zeigen sie, dass die Fragen, Probleme und Herausforderungen sich nicht nur in Finnland oder der Türkei oder Estland oder Rumänien stellen, sondern länderübergreifend. Und natürlich führen längerfristige Kontakte zu gemeinsamen Aktivitäten und es stellt sich eine übernationale Gemeinsamkeit ein, die uns hilft, aus dem Gefühl eines "Wir" heraus und sensibel füreinander Pluralität zu leben statt Konformität. Der Wert, den das für die Karriere hat als der je eigenen individuellen, die oft genug auch gegen institutionelle Verkarstungen sich realisiert, ist m.E. gar nicht zu überschätzen.

Den vollständigen Artikel von Prof. Dr. Martin Tamcke über ERASMUS als Karrierebaustein finden Sie in der Jubiläumsbroschüre, die ab Ende Februar 2017 erhältlich ist.

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