Erasmus+ nach 2020 - Wünsche und Vorschläge für die Zukunft
Wie die Zukunft Europas nach 2020 aussieht, können wir heute nur erahnen. Doch Erasmus+ lässt hoffen, dass Europa an Veränderungen, kulturellem Austausch und neuen Chancen wächst. Wir haben Wünsche und Vorschläge für die Zukunft des Bildungsprogramms zusammengetragen.
Gerade heute, in Zeiten, in denen Europa vor der Herausforderung steht, eine verbindende europäische Identität weiter zu stärken, ermöglicht Erasmus+ es allen gesellschaftlichen Gruppen, direkt an Europa teilzuhaben und ihre eigenen Erfahrungen zu machen, Europa zu erleben. Dabei fördert Erasmus+ als europäisches, bürgernahes Programm Werte wie Toleranz, Freiheit und Demokratiebewusstsein.
Die zentrifugalen Kräfte, die sich in der EU zunächst mit der Finanzkrise 2009 bemerkbar machten und sich mit dem Flüchtlingszustrom seit 2015 und der Brexit-Entscheidung 2016 vervielfacht haben, bedrohen die EU in ihrem Kern und machen deutlich, wie wichtig die Aufbauarbeit von ERASMUS und anderen Bildungsprogrammen war und ist: Bildung ist sicher ein entscheidender Faktor, populistischen, rassistischen, nationalistischen Positionen und Parolen wirksam und nachhaltig entgegenzutreten.
Der Aspekt der grenzüberschreitenden Mobilität einer großen Zahl von Studierenden ist auch in der neuen Programmgeneration nach 2020 von großer Bedeutung. Es geht dabei nicht nur um credit mobility oder joint studies, sondern ganz elementar um das Kennenlernen anderer Perspektiven, Meinungen und Sprachen, was letztlich auch der Friedenssicherung in Europa dient.
Nach Erhebungen des ERASMUS Student Network (ESN) erhalten 24 Prozent der Studierenden keine volle Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen credits. Die verstärkte Einrichtung von Mobilitätsfenstern für Auslandssemester und -praktika sowie von joint degrees können nicht nur der Anerkennungsproblematik entgegenwirken, sondern auch die generelle Internationalisierung der Hochschule befördern.
Seit dem Beginn von Erasmus+ in 2014 haben zunehmende Fremdenfeindlichkeit, Radikalisierung und die Infragestellung der europäischen Kohäsion die Gesellschaften vor große Herausforderungen gestellt. Aus der Sicht der NA DAAD sollte eine künftige Programmgeneration die notwendige Flexibilität bieten, auf unvorhergesehene Entwicklungen schnell reagieren zu können und über Ausschreibungen oder in der dritten Leitaktion die notwendigen Mittel kurzfristig zur Verfügung stellen können.
Erasmus+ sollte das Gewicht der Bildungsbereiche besser als bisher abbilden. So verfügt die Erwachsenenbildung über das kleinste Budget, muss aber bei 70 Millionen Europäern ohne ausreichende Qualifizierung eines der größten Probleme angehen. Ähnlich ist es im Schulbereich, der aktuell durch die Integration der Flüchtlinge vor einer besonderen Herausforderung steht. In der beruflichen Bildung ist die internationale Öffnung im Bereich der Mobilität überfällig.
Es braucht mehr europäisches Lernen, mehr Information und Wissen über Europa, mehr europabezogene Bildung junger Menschen, mehr Bildung zur europäischen Bürgerschaft. Dafür benötigt es ein starkes und größeres Erasmus+ mit all seinen Facetten, das die Förderung europäischer Werte, europäischen Lernens und Engagements weitaus mehr ins Zentrum seines Handelns rückt.
Den vollständigen Artikel über den Ausblick auf Erasmus+ nach 2020 finden Sie in der Jubiläumsbroschüre, die seit dem 16. März 2017 erhältlich ist.
Zur Verdeutlichung werden in dem Jubiläumsband die Schreibweisen ERASMUS (für das frühere eigenständige Hochschulprogramm bzw. für den Hochschulbereich in EU-Bildungsprogrammen wie Erasmus+), Erasmus Mundus (für das EU-Programm für gemeinsame Masterabschlüsse) und Erasmus+ (für das aktuelle integrierte EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport) verwendet.