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Dr. Isabelle Gärtner-Roer

Geomorphologin, Glaziologin an der Universität Zürich

Infos zum Erasmus-Aufenthalt

Jahr: 1997
Art: Studium
Zielland: Italien, Perugia
Fachrichtung: Geographie
Deutsche Hochschule: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Ein Bild von Dr. Isabelle Gärtner-Roer.
privat/DAAD

Das Auslandssemester hat meine Offenheit gegenüber Menschen, Institutionen und Gesellschaften geprägt.

Ursprünglich war ich unentschieden, welches Land mein Erasmus-Zielland werden sollte – ob ich meine Französischkenntnisse festigen oder meine gerade erst gewonnenen Italienischkenntnisse vertiefen sollte. Daher hatte ich als Wünsche sowohl Grenoble (FR), Fribourg (CH) und Perugia (IT) angegeben. Unser damaliger Koordinator kam dann auf mich zu und bat mich doch nach Italien zu gehen, denn so konnte er die begehrten Plätze in Frankreich/Schweiz an andere Studierende vergeben und so mehr Studierende vermitteln.

Herausforderungen

Im September 1997, kurz vor meinem Erasmus-Aufenthalt, hat ein starkes Erdbeben Umbrien erschüttert. Das Hauptbeben war etwa eine Woche vor meiner Ankunft in Perugia.
Der Alltag in einer von Erdbeben geplagten Region unterscheidet sich von dem in Deutschland. Viele Angelegenheiten im praktischen Leben wurden durch die seismische Aktivität beeinflusst. Durch die Erdbeben waren viele öffentliche Gebäude – auch Gebäude der Universität, die in vielen alten Palazzi untergebracht ist – nicht nutzbar und es mussten kurzfristig andere Räume zur Verfügung gestellt werden. Zu Beginn war das größte Problem, dass das Studentenwohnheim nicht mehr bewohnbar war. Der für mich zuständige Professor hat sich aber ganz wunderbar für mich eingesetzt und konnte mir ein Zimmer in einer WG vermitteln. Diese WG war nicht nur Ort einiger legendärer Partys, sondern auch der Ursprung von vielen Freundschaften aus dem In- und Ausland, ein Großteil dieser – mittlerweile sehr engen – Freundschaften besteht noch heute.

Erfahrungen

Die zahlreichen Nachbeben haben vor allem meine Sinne und Wahrnehmung stark beeinflusst. Ich hatte noch einige Wochen das Gefühl, ständig auf der Hut zu sein. Oftmals gab es Alarm im Hörsaal und wir sind schnell auf die Straße gelaufen oder ich bin aus dem Schlaf aufgeschreckt… aber diese Beben waren harmlos.
Zu den schönsten Erfahrungen und Erinnerungen gehört das Kennenlernen vieler sehr interessanter Menschen und das Erkunden der umliegenden Region (Umbrien, Toskana). Neben Perugia selber waren es Gubbio, die umbrischen Berge und die Eisdiele am Lago Trasimeno, die mir noch sehr gut in Erinnerung geblieben sind.

Motivation

Der Erasmus-Aufenthalt in Perugia hat mein Studium und meine spätere Laufbahn weniger stark beeinflusst, als meine persönliche Entwicklung. Ich habe zwar viel gelernt, vor allem zur Geographie Umbriens und Italiens, die Studieninhalte haben mir aber auch die Qualität meines Heimatinstituts vor Augen geführt, die ich nur durch die Außensicht erkennen konnte. Spätere Auslandsaufenthalte haben mich beruflich bedingt zwar eher in nordische, kalte Gefilde geführt, aber neben den vielen beruflich stimulierten Reisen ist die Neugier und Reiselust geblieben, hat sich allerdings in den letzten Jahren auf die europäische Umgebung fokussiert. Seit fast zwölf Jahren lebe ich jetzt in der Schweiz, wo ich die italienische Sprache im Alltag weiterhin gebrauchen kann. Das Auslandssemester hat meine Offenheit gegenüber Menschen, Institutionen und Gesellschaften geprägt und hat mir die Bildung meines jetzigen Netzwerkes sicherlich erleichtert.

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