Erasmus+ Enriching lives, opening minds.

Dr. Jaane Rauschenberg, Dr. Antonio E. Rueda Muñoz

Referentin beim Bundesministerium für Bildung und Forschung, Hochschuldozent an der Universität Potsdam

Infos zum Erasmus-Aufenthalt

Jahr: 2001
Art: Studium
Zielland: Spanien, Madrid, Universidad Autónoma de Madrid
Fachrichtung: Physik
Heimathochschule: Technische Universität Berlin

Jahr: 2000
Art: Studium
Zielland: Deutschland, Dresden, Technische Universität Dresden
Fachrichtung: Physik
Heimathochschule: Heimathochschule: Universidad Autónoma de Madrid, Spanien

privat/DAAD

Erasmus ist das entscheidende Programm zur europäischen Völkerverständigung!

Was hat Sie damals motiviert, ins Ausland zu gehen und was haben Sie von dem Erasmus-Aufenthalt mitgenommen?

Jaane: Ich wollte unbedingt ausprobieren, wie ist es, im Ausland, in einer völlig fremden Stadt zu leben. Zudem hatte ich immer schon Interesse an der spanischen Kultur und Sprache und wollte meine Sprachkenntnisse verbessern.
Antonio: Das Physikstudium in Deutschland hatte einen guten Ruf, zudem wollte ich mein Deutsch verbessern.

Wie und wo haben Sie sich kennengelernt?

Jaane: Wir haben uns an der physikalischen Fakultät der Universidad Autónoma de Madrid kennengelernt. Antonio war gerade von einem Erasmus-Aufenthalt in Dresden zurückgekehrt. Ich war auf der Suche nach einem Sprachtandem und ein gemeinsamer Freund hat uns vorgestellt. Nach kurzer Zeit war klar, dass es um mehr als nur Sprachunterricht gehe würde…

Winter 2001
privat/DAAD

Was war Ihre schönste gemeinsame Erasmus-Erfahrung?

Beide: Besonders haben wir die endlosen Gespräche in der Universitäts-Cafeteria mit viel café con leche und bocadillo con calamares in Erinnerung. Auch die wunderbaren Erkundungstouren durch das aufregende Madrid, gemeinsam über den Flohmarkt Rastro schlendern, Botellón auf den nächtlichen Straßen von Madrid mit weiteren Erasmus-Freunden – und natürlich haben wir die spanische Musik sehr genossen.

Falls Sie mittlerweile Kinder haben: Inwiefern sind diese von Ihrer gemeinsamen Erasmus-Erfahrung geprägt?

Beide: Wir haben mittlerweile drei Kinder im Alter von 7, 9 und fast 13 Jahren. Unsere große Tochter möchte später unbedingt in Spanien studieren. Sie ist sehr interessiert an der spanischen Kultur und dem damit verbundenen Lebensstil – natürlich sehr geprägt durch ihren Vater. Ansonsten ist ein Studium für unsere Kinder selbstverständlich noch zu weit entfernt. Wichtig ist uns, dass unsere Kinder mit beiden Sprachen und Kulturen aufwachsen. Unsere große Tochter besucht eine staatliche Europaschule mit spanisch-bilingualem Unterricht.

Wie haben Sie sich miteinander verständigt? Konnten Sie auch die Landessprache erlernen?

Jaane: Antonio hatte vor unserem Kennenlernen neun Monate in Dresden verbracht und dort ein gutes Niveau im Deutschen erreicht. Mein Spanisch war zu Beginn auf Anfängerniveau, wurde jedoch im Laufe meines Erasmus-Aufenthalts besser. Die Vorlesungen und Seminare fanden damals ausschließlich auf Spanisch statt. Somit war es notwendig schnell zu lernen und wir konnten uns in unseren Landessprachen verständigen.

Wenn Studierende noch unentschlossen sind, ob sie einen Erasmus-Aufenthalt machen sollen, was würden Sie ihnen raten?

Jaane: Mach es! Ich sehe diese Zeit als große Bereicherung aus mehreren Blickwinkeln: als eher schüchterne Studentin war es zunächst eine große Hürde, allein in ein fremdes Land zu reisen und dort zu leben. Nachdem ich es geschafft hatte, mich in Madrid zu orientieren, Freunde zu finden, meine Kurse zu organisieren, kam ich selbstbewusst und gestärkt zurück nach Deutschland. Auch einmal eine andere Universität von innen zu sehen, war sehr interessant. Völlig andere Unterrichtsformen kennenzulernen, Kurse zu besuchen, die an meiner Heimatuniversität nicht angeboten wurden (wie ein Praktikum der Astrophysik auf dem Dach der Physik-Fakultät). Zudem fand ich die Verständigung auch mit vielen weiteren europäischen Nationalitäten innerhalb der Erasmus-Community sehr bereichernd. Wann lernt man sonst so viele verschiedene Kulturen in so kurzer Zeit kennen?
Antonio: Ich arbeite seit drei Jahren als Hochschuldozent und habe somit viel Kontakt zu Studierenden. Ich empfehle unbedingt ein Auslandaufenthalt während des Studiums mit den gleichen Argumenten, die Jaane genannt hat. Zudem hat mich der Erasmus-Aufenthalt gelehrt, meine eigene Kultur zu relativieren.

Hat sich Ihr Blick auf Deutschland und Europa durch Ihren Erasmus-Aufenthalt verändert? Was wünschen Sie sich für die Zukunft Europas und was würden Sie der Generation Ihrer Kinder mit auf den Weg geben?

Beide: Der Erasmus-Aufenthalt und natürlich die daraus entstandene deutsch-spanische Beziehung und Familie haben unseren Blick auf Europa sehr geweitet. Wir tragen beide Kulturen in uns. Die europäischen Staaten teilen ähnliche Werte, die uns eine freie Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen. Das wünschen wir uns auch für unsere Kinder. Die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich stärker werden populistischen Parteien verfolgen wir als Familie mit großer Sorge.

Weshalb haben Sie dieses Land als Aufenthaltsort für Ihren Erasmus-Aufenthalt gewählt? Was hat Sie an der Kultur besonders beeindruckt?

Jaane: Die Sprache und Kultur waren die wichtigsten Beweggründe für meinen Aufenthalt in Madrid. Einmal dort angekommen hat mich die offene, lebensfrohe Mentalität tief beeindruckt, ebenso das bunte Leben auf den Straßen. Antonio hat mir die spanische Rumba- und Flamenco-Musik nähergebracht, auch durch seine eigenen Kompositionen als Amateur-Cantautór.

Hat Erasmus Sie dazu bewogen einen weiteren Auslandsaufenthalt in Studium oder Beruf zu unternehmen? Falls ja, skizzieren Sie uns diese Stationen?

Jaane: Nach meiner Promotion in medizinischer Physik habe ich eine Stelle an der Universität Heidelberg im Rahmen eines DAAD-Programms zum Aufbau eines Studiengangs in medizinischer Physik in Lateinamerika (Chile) angenommen. Die beiden Aufenthalte in Santiago de Chile waren spannend, auch die Organisation und Durchführung einer Summer School gemeinsam mit chilenischen Kolleginnen und Kollegen war sehr bereichernd. Meine spanischen Sprachkenntnisse haben mir dabei sehr geholfen.

Fühlen Sie sich heute in besonderer Weise mit dem Zielland verbunden?

Antonio: Ich lebe und arbeite seit über 20 Jahren in Deutschland – also ja, ich fühle mich mit dem Zielland besonders verbunden.

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