Jürgen Hoppe
Account Manager, news aktuell GmbH, dpa-Firmengruppe, Dipl. Betriebswirt (FH) / European Diploma in Business and Management (E.D.B.M.)
Infos zum Erasmus-Aufenthalt
Erasmus hat immens geholfen in Hinsicht auf Koordination und finanzielle Unterstützung.
Was würden Sie Studierenden raten, die noch unentschlossen sind, ob sie einen Erasmus-Aufenthalt machen sollen?
Studierende sollten nicht lange überlegen und es unbedingt machen! Sie sollten nicht allzu viel über die Schwierigkeiten oder Risiken nachdenken, sondern vielmehr die Chancen sehen! Mehr Flexibilität, Selbständigkeit und eben Herausforderungen alleine bewältigen. Man profitiert letzten Endes davon und lernt für das Leben enorm dazu.
Wie wurden Sie von Ihrer Hochschule in Deutschland vor/während und nach Ihrem Erasmus-Aufenthalt unterstützt und begleitet?
privat / DAAD
Die Unterstützung war ganz hervorragend. Das Konzept sah vor, dass wir mit fünf Studierenden aus Frankreich und Deutschland, also insgesamt zehn Personen, 30 Prozent der Zeit Individualunterricht hatten. Dies vor allem, um Grundwissen zu erlangen, da wir innerhalb von acht Monaten die Abschlussprüfungen im Hauptstudium bestehen mussten. Hinzu kam privates Engagement der Lehrer mit Ausflügen und sonstigen Freizeit-Aktivitäten. Die Hochschullehrer aus Bielefeld waren ebenfalls sehr engagiert, u.a. Besuch in Portsmouth. Sie haben die finanzielle Förderung des Erasmus-Programms durchgesetzt und dies auch im Frühjahr 1988 bei ihrem Besuch verkündet. Ein Teilstipendium in Höhe von 5.000 DM wurde jedem Studenten genehmigt! Da das Geld damals sehr knapp war: eine tolle Information für alle! Somit konnten Schulden, die während des Aufenthalts aufgebaut wurden, größtenteils damit abgebaut werden...
Wie hat Erasmus Ihre berufliche Laufbahn beeinflusst?
Als Bewerber war ich ein interessanterer Kandidat als ich es ohne Auslandsaufenthalt gewesen wäre. Da ich zu der Boomer-Generation gehöre, wog dieser „Wettbewerbsvorteil“ im Kampf um die Jobs schwer, wie ich in den Bewerbungsgesprächen erfahren habe. Es gab nicht viele Bewerber zu der Zeit mit Auslandserfahrung. Im Berufsleben habe ich sehr oft von den sprachlichen Vorteilen profitiert und konnte für Unternehmen flexibler eingesetzt werden. Das wurde immer als besondere Qualifikation geschätzt. Die Sprachkenntnisse haben natürlich auch im privaten Bereich bei Reisen etc. sehr geholfen.
Was hat Sie damals motiviert ins Ausland zu gehen?
Meine Motivation lag vor allem darin, meine Sprachkenntnisse in der „Weltsprache“ Englisch deutlich zu verbessern. Dies zu verbinden mit einer zusätzlichen Qualifikation zusätzlich zum Studium erschien mir sehr reizvoll. Last but not least ging es mir auch darum, Erfahrungen zu sammeln in einem fremden Land, Herausforderungen dort zu meistern und die Kultur in England zu erleben.
Haben Sie von dem Erasmus-Aufenthalt besonders profitiert?
privat / DAAD
Mitgenommen aus dem Jahr habe ich, dass die o.g. Überlegungen mehr als übertroffen wurden. Die erste Zeit war hart, da die Sprachkenntnisse zunächst nicht ausreichten, um den regulären Vorlesungen gut zu folgen und den Lernstoff zu verstehen. Das wurde im Laufe der Zeit immer besser bis hin zum erfolgreichen Abschluss. Eine wichtige Erfahrung war, dass die Sprache der Schlüssel zur eigenen Persönlichkeit ist und mangelndes Vokabular anfangs „im Weg stand“. Auch das wurde immer besser. Generell habe ich vor allem ein Gefühl dafür bekommen, wie man sich als „Ausländer“ in England fühlt. Auch wenn die Kulturunterschiede scheinbar nicht so groß scheinen, wenn man England und Deutschland mit anderen Ländern vergleicht, so sind sie doch oft deutlch spürbar und haben meinen Aufenthalt sehr bereichert. Ich hatte sehr viel Glück mit einfühlsamen und verständnisvollen Hochschullehrern und Kommolitonen. Während meines Praktikums traf ich in der Firma auf sehr tolle KollegInnen. Das Unternehmen war sehr cool, denn es kam aus der IT-Branche und war sehr modern aufgestellt. Mein Blick auf England ist aus dieser Zeit sehr positiv. Die englische Höflichkeit, Gelassenheit, der typisch britische Humor und die Unkompliziertheit in der Lösung von manchen Problemen haben mich beeindruckt. Das hat mich für mein Leben geprägt und in gewisser Weise auch stark gemacht.
Haben Sie heute noch Kontakt zu Ihren Erasmus-Freunden und Bekanntschaften?
Ja, mein deutscher Kollege aus der Portsmouth-Zeit ist weiterhin ein enger Freund.
Mit dem Wohnkollegen aus der Praktiumsszeit besteht auch heute noch Kontakt und wir besuchen uns gelegentlich gegenseitig.
Wie behalten Sie die Zeit in Erinnerung?
Als eine sehr positive Zeit! Auch wenn es zwischendurch kleine Durststrecken gab: die positiven Eindrücke haben ganz eindeutig überwogen. Alles geschafft zu haben hat mich stolz gemacht, denn insbesondere zu Anfang war ich teilweise skeptisch. Ohne diese Erfahrung würde ich heute Europa und das Erasmus-Projekt womöglich anders sehen. Auf jeden Fall bin ich sehr dankbar dafür, dass die FH Bielefeld durch ihre Kooperation alles ermöglicht hat.
Hat sich Ihr Blick auf Deutschland oder Europa durch Ihren Erasmus-Aufenthalt verändert?
Auf jeden Fall. Seit dieser Zeit bin ich ein überzeugterer Europäer. Ein starkes Europa ist ein elementarer Baustein für den Frieden. In der aktuell schwierigen Phase weltweit zeigt sich, dass ein starkes Europa umso wichtiger ist! Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union finde ich bedauerlich.