Erasmus+ Enriching lives, opening minds.

Moritz Heber

Kurator Deutsches Museum München

Infos zum Erasmus-Aufenthalt

Jahr: 2010
Art: Studium
Zielland: Frankreich, Lyon
Fachrichtung: Maschinenbau
Heimathochschule: Technische Universität München

Ein Bild von Moritz Heber.
Christian Illing

Ich kenne niemanden, der seine Zeit als Erasmus-Studierender bereut hätte.

Das Erasmus-Stipendium war für mich die lang ersehnte Möglichkeit endlich wieder für längere Zeit ins Ausland zu gehen: Die 11. Klasse hatte ich in einem College in Neuseeland verbracht. Die Erfahrung, in der Fremde anzukommen, dieses Neuland nach und nach für sich zu entdecken und sich gewissermaßen ein Stück weit anzueignen, zum einem Teil der eigenen Identität zu machen, ist etwas ganz Besonderes. Ich glaube das erlebt man in dieser Form auch nur in „jungen Jahren“, wenn man noch auf der Suche ist. Und obwohl das Wort für mich gar nicht zeitgemäß klingt würde ich das als ein kleines Abenteuer bezeichnen. Wer dieses Gefühl der Vorfreude kennt, die Zeit der Reisevorbereitungen, die unerwartet aufsteigenden Angst vor dem Ungewissen, das Ankommen und Einleben und eben die vielen belohnenden Erlebnisse und Erkenntnisse, der braucht für ein Erasmus-Stipendium nicht großartig geködert werden. Und allen anderen, vor allem jenen, die vielleicht zögern und sich fragen, ob sie die Richtigen für sowas sind, möchte ich sagen: Traut euch! Ich kenne niemanden, der seine Zeit als Erasmus-Studierender bereut hätte.

Sprache als erste Wahl

Meine Wahl fiel auf Frankreich, weil ich endlich fließend Französisch sprechen wollte. Das Kursangebot an der Partneruniversität passte nicht wirklich zu meinem Curriculum und ich konnte mir im Nachhinein nur wenige Prüfungsleistungen anerkennen lassen, aber das hat mich damals wie heute wenig gestört. Ingenieure studieren in Frankreich an den Grandes Ecoles und so bin ich an die Ecole Centrale de Lyon gekommen. Wie der Name vermuten lässt, sind diese Einrichtungen wirklich sehr verschult: Es gibt Stundenpläne, Klassen mit maximal 20 Studierenden und die Anwesenheit jedes Einzelnen wird wirklich streng kontrolliert. Bei einem der ersten Kurse bin ich ein paar Minuten zu spät gekommen und wurde allen Ernstes vor der ganzen Klasse nach dem Grund für meine Verspätung gefragt! Das war schon mal ein kleiner Kulturschock. Von daher habe ich, mit wenigen Ausnahmen, alle Kurse besucht, für die ich mich im Vorfeld angemeldet hatte – Anerkennung der Prüfungsleistung hin oder her. Ein Party-Semester war mein Erasmus-Aufenthalt also nicht, aber der Spaß ist natürlich trotzdem nicht zu kurz gekommen: An den Grandes Ecoles wird gerne und oft gefeiert...

Abenteuer Praktikum

Wirklich abenteuerlich wurde es aber, als ich ein Praktikumsplatz für meine Abschlussarbeit finden musste: Die wird nämlich traditionell in Unternehmen angefertigt und nicht an den Lehrstühlen. Und traditionell werden die Studierenden dann auch gleich auf eine feste Stelle übernommen. Als Austauschstudierender, der im Anschluss zurück in seine Heimat musste, hatte ich also keine guten Karten bei den französischen Unternehmen. Auf einer Messe lernte ich dann den Personalchef der marokkanischen Filiale eines Elektrotechnik-Unternehmens kennen. Er versprach mir in die Hand einen Praktikumsplatz und so bin ich am Ende sogar noch völlig unerwartet für fünf Monate nach Casablanca gekommen.

Was bleibt?

Ich habe fließend Französisch sprechen gelernt. Ich kann ein paar wirklich gute Geschichten erzählen. Mit der Erfahrung aus Marokko habe ich im Anschluss eine sehr spannende Werkstudentenstelle bei einem internationalen Konsortium in München bekommen. Der Kontakt zu meinen Freunden aus Lyon und Casablanca ist leider mit der Zeit eingeschlafen. Aber in meine WG habe ich seit damals immer mindestens einen Austauschstudierenden aufgenommen und noch heute, da wir alle berufstätig sind, kommt immer einer aus dem Ausland. In dem Sinne hat Erasmus für mich nie wirklich aufgehört.

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