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Lukas Gloßner in Bilbao, Spanien

Lukas Gloßner berichtet als Student mit einer körperlichen Beeinträchtigung über sein Erasmus+ Auslandssemester in Bilbao, Spanien.
privat/DAAD

Erasmus+ Erfahrungsbericht: Im Audiointerview spricht der Student der Technischen Hochschule Ingolstadt und Rollstuhlbasketball-Profi Lukas Gloßner über sein Auslandssemester mit Erasmus+ in Bilbao (Spanien).

Erasmus+ Podcast Inklusion: Audiointerveiw mit Lukas Gloßner | 1. Frage

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Lukas Gloßner:

Es war so, ich habe mein Studium 2019 gestartet, das heißt, ich hatte ein normales Semester und danach nur Corona-Semester. Alles war online. Ich habe dann im fünften Semester festgestellt über Instagram Stories, dass viele meiner Kommilitonen eben gerade ein Auslandssemester machen und dann gedacht - ja, irgendwie habe ich das jetzt durch Covid ein bisschen verpasst - und habe mir dann vorgenommen, den Schritt dann eben einfach im siebten Semester zu machen. Und das war so der Auslöser, dass ich mal geschaut habe, was kann ich machen, wohin kann es gehen. Und da ich parallel mittlerweile auf einem hohen Level Rollstuhlbasketball spiele, wollte ich auch sicherstellen, dass meine Trainingsmöglichkeiten weiterhin gegeben sind. Das heißt, ich habe dann geschaut, welche Länder machen da irgendwie Sinn und wo gibt es eine gute Liga, wo gibt es dann gute Teams, bei denen ich dann vielleicht auch Perspektiven hätte. Ich habe mir dann eine Liste geschrieben und habe mich da weiter informiert. Und tatsächlich habe ich dann Bilbao aus dem Erasmus+ Kontext auf meine erste Stelle gesetzt, weil ich da tatsächlich auch mit der Schule schon mal eine Busfahrt her gemacht hatte und auch das Team hier relativ hoch in der Liga spielt und auch in der Champions League vertreten ist. Und das heißt perfekte Bedingungen für mich aus Trainings- und Spielsicht gegeben war. Und da war ich so glücklich, dass alles so hervorragend gelaufen ist, dass sich alles perfekt ergeben hat und hatte hier eine echt gute Zeit.

Erasmus+ Podcast Inklusion: Audiointerveiw mit Lukas Gloßner | 2. Frage

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Lukas Gloßner:

Da war es sehr hilfreich, dass im International Office von meiner Uni in Ingolstadt sehr motivierte Leute arbeiten oder gearbeitet haben. Einer hat das - mittlerweile tatsächlich arbeitet er nicht mehr da - der war aber die treibende Kraft, auch mich zu motiviere, irgendwie irgendwann einen Auslandsaufenthalt zu machen. Der hat mich tatsächlich beim ersten Semester schon gefragt, ob ich trotz Rollstuhl das Ganze angreifen möchte, weil das ihm auch faszinieren würde, da eben diesen Schritt mal zu machen und mich dabei zu unterstützen. Mit dieser Person habe ich dann da auch mich viel ausgetauscht, dann auch eben über diese Person mitbekommen, dass es diese Möglichkeit gibt für diesen Zusatzkostenantrag und dann eingeleitet. Und die Nachfolgerin von ihm hatte mich jetzt auch die ganze Zeit über begleitet. Ist jetzt auch noch dafür zuständig, mein Antrag zu betreuen und die Unterstützung war sehr hilfreich da von International Office. Und dann haben wir eben, bin ich in dem Austausch mit meiner Uni und die Uni wiederum mit dem DAAD gegangen, um die ganzen Punkte abzuklären vom Antrag - kleine Sachen korrigieren, kleine Sachen noch genauer erklären, aber das lief alles reibungslos. Ich konnte all meine Themen, die irgendwie relevant waren, für mich damit einbringen und bin da auch sehr dankbar dafür, dass ich da die Unterstützung bekommen habe.

Erasmus+ Podcast Inklusion: Audiointerveiw mit Lukas Gloßner | 3. Frage

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Lukas Gloßner:

Ich würde insgesamt sagen, dass es hier ziemlich gut geeignet ist für Rollstuhlfahrer. Ich könnte da kurz hervorheben, dass Flughäfen in Spanien deutlich besser vorbereitet auf Hilfestellungen sind als in Deutschland. Das hat immer ganz gut funktioniert. Was auch echt cool ist hier in Bilbao, das hatte ich davor nicht wirklich auf dem Schirm, ist, dass die ein top ausgebautes öffentliches Verkehrsmittelnetz haben. Das heißt, ich kann mit der Metro überall hinfahren. Ich kann mit der Tram überall hinfahren, für auch echt wenig Geld. Das heißt ich kann an meiner U-Bahnstation einsteigen und dann bis zum Meer raus Metro fahren für 25 Cent vielleicht und alles ist barrierefrei. Jede Station hat einen Aufzug. Ich hatte da nie irgendwo Probleme, wo ich gesagt habe, ich stecke jetzt irgendwo fest. Auch mit Bussen auch immer hervorragend geklappt. Sehr hilfsbereit die ganzen Leute, die da auch arbeiten. Insgesamt war ich positiv überrascht und auch sonst konnte ich mich überallhin fortbewegen. Das Einzige, was man bei Bilbao vielleicht nicht weiß, bevor man wirklich in der Stadt wohnt, ist je nachdem, wo man wohnt, dass es teilweise sehr hügelig ist. Das heißt es geht mal 100 Meter nach oben und dann wieder 100 Meter nach unten, kommt aber auf den Stadtteil an, wo man dann tatsächlich seine Wohnung hat. Insgesamt bin ich aber überall eigentlich gut zurechtgekommen. Und zur Universität, da habe ich jetzt keine besondere Hilfestellung oder Hilfeleistung in Anspruch genommen. Ich glaube nicht, dass es da jetzt eine Besondere gab, oder ich habe es nicht mitbekommen und habe es aber alles so lösen können.

Erasmus+ Podcast Inklusion: Audiointerveiw mit Lukas Gloßner | 4. Frage

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Lukas Gloßner:

Ich glaube, ich hatte keine wirkliche problematische Herausforderung. Für mich persönlich waren solche Themen wie das Spielen auf allerhöchstem Niveau natürlich eine große Erfahrung, aber auch ein großer Druck, der dann auf einem liegt, wenn man dann im Training jedes Mal die Leistung abrufen muss und natürlich performen muss, um da auch erfolgreich zu sein. Aber eher auf Erasmus+ bezogen war für mich, glaube ich, aus dem Kontext Rollstuhl bisschen das Gefühl da, dass man halt trotzdem immer noch eine Attraktion ist, wenn man irgendwie auf ein Erasmus+ Event geht, weil es gibt nicht viele Leute, die im Rollstuhl ein Auslandssemester machen und dann wird man doch ein bisschen mehr angeschaut als jeder normale Fußgänger, würde ich behaupten. Wenn man sich da aber überwindet und hingeht, dann findet man da Leute, die einen genauso offen in Empfang nehmen wie Leute ohne Rollstuhl oder ohne Behinderung. Das heißt, das war keine wirkliche problematische Herausforderung, aber man muss halt trotzdem seinen inneren Schweinehund manchmal ein bisschen bekämpfen. Ich habe aber dann recht schnell hier Anschluss gefunden. Ich habe hier einige Leute kennengelernt, auch Leute, die auch aus Deutschland sind. Die tatsächlich in der Nähe von mir zu Hause wohnen. Und ich hoffe, die werde ich dann auch nach dem Aufenthalt hier noch ein bis zwei Mal wiedersehen.

Erasmus+ Podcast Inklusion: Audiointerveiw mit Lukas Gloßner | 5. Frage

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Lukas Gloßner:

Ich würde es jedem empfehlen. Also ich bin 100 Prozent überzeugt, dass es sinnvoll ist. In meinem Fall, ich habe tatsächlich sogar eine Freundin in Deutschland, aber trotzdem hat die Zeit hier uns nicht irgendwie auseinandergebracht. Es hat alles hervorragend geklappt. Es ist eine andere Erfahrung, man lernt ein anderes Land kennen, eine andere Kultur, man schreibt ein Auslandssemester in seinem Lebenslauf. Ich habe jetzt Grundkenntnisse in Spanisch. Das hätte ich alles sonst nicht erleben können. Und auch diese komplette Selbstständigkeit, weg von zu Hause zu sein, da irgendwie auch ein bisschen ins kalte Wasser geworfen zu sein, weil man dann doch nicht irgendwie heimfahren kann, wenn mal was ist, bringt einen noch mal ein gutes Stück weiter. Es ist auch einfach eine coole Erfahrung und falls es dann so sein sollte, war in meinen Fall jetzt nicht so, dass man dann vielleicht ein Fach noch mal in einem späteren Semester machen muss, weil man es hier nicht schafft oder es kein passendes Angebot gab, dann was es trotzdem eine große Erfahrung. Und ich meine, wir können den Rest von unserem noch lang arbeiten. Und die Zeit hier zu genießen, in den Jahren, wo man immer noch jünger ist, wo der Körper noch fit ist, glaube ich, ist eine große Gelegenheit. Und es ist natürlich auch ein Privileg, wenn man das so machen kann und nicht auf eine Arbeit angewiesen ist. Aber jeder, der die Chance hat, sollte die Chance auch nutzen.

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Lukas Gloßner:

Der ganze Erasmus+ Aufenthalt hat sich trotz der organisatorischen Herausforderung gelohnt, eben aus den Punkten, die ich jetzt vorhin schon angesprochen hatte. Es hat mich alles noch mal so einen großen Schritt weitergebracht, aus menschlicher Sicht und wahrscheinlich irgendwann auch aus Karriere-Sicht. Es war eine riesen Erfahrung. Und bei mir kommt dann auch noch das sportliche Thema dazu. Ich habe hier einen großen Karriereschritt machen können. Ich spiele wahrscheinlich beim fünf besten Team in Europa und bin da natürlich jetzt auch auf dem Radar von anderen Teams. Das ist natürlich auch hilfreich für meine sportliche Karriere. Und ich glaube, als eine große, coole Erfahrung hier würde ich nennen, dass wir hier die Champions League Vorrunde in Bilbao zu Hause ausrichten durften und an Teams aus Italien, aus der Türkei, aus Frankreich hier zu uns gekommen sind und die Vorrunde gespielt hatten. Dann vor heimischer Kulisse vor unsere Fans, war eine große Erfahrung für mich.

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