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Moritz Botts

DAAD-Langzeitdozent an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul

Infos zum Erasmus-Aufenthalt

Jahr: 2005
Art: Studium
Zielland: Polen, Poznan
Fachrichtung: Wirtschaftswissenschaften
Deutsche Hochschule: Leibniz Universität Hannover

Ein Bild von Moritz Botts.
privat/DAAD

Ich wollte etwas Anderes machen als die Anderen.

In meinem damaligen Studiengang, Wirtschaftswissenschaften auf Diplom, war ein Auslandsaufenthalt nicht vorgesehen und wurde nur sporadisch genutzt. Ich habe mich dann relativ spät für ein Erasmus-Semester entschieden, da ich diese Chance während meines Studiums noch „mitnehmen“ wollte. Ich wollte ein Land wählen, was ich noch nicht durch Urlaub oder Studienfahrten aus der Schulzeit kannte. Meine Wahl fiel dann auf Poznán in Polen, weil Mitteleuropa für mich eine völlig unbekannte Region Europas war und nur wenige Studierende sich für dieses Land interessierten.

Gute Vorbereitung

Als das Reiseziel feststand, habe ich ein Semester Polnisch gelernt und dann über ein Zusatzprogramm von Erasmus noch einen Monat Sprachkurs in Lublin angehängt. Während meines Erasmus-Semesters habe ich auf eigene Kosten zehn Stunden die Woche Polnisch an der Universität gelernt, auch wenn ich es für mein Studium selbst nicht brauchte. Komischerweise wird man als Deutscher, der sich für Polen interessiert bzw. Polnischkurse besucht, gleich in die Schublade „der kommt bestimmt aus einer polnischen Familie“ gesteckt, was bei Frankreich-Fans und Spanienreisenden wahrscheinlich nicht vorkommt.

Kontakte pflegen

Neben den fachlichen Inhalten hat mich der Aufenthalt auch persönlich weitergebracht. Ich komme aus einer multikulturellen Familie, das Semester in Polen hat mich aber noch mutiger und aufgeschlossener bezüglich Reisen und neuen Kontakten gemacht. Allein deshalb lege ich jeder und jedem ein Auslandssemester ans Herz, ebenso, sich aktiv um Kontakte zu den Einheimischen zu kümmern. Leider passiert es nämlich durch die Kursstruktur und die Aufteilung in Wohnheime oft, dass man nur unter anderen Erasmus-Studierenden lebt. Auch das ist bereichernd, hat aber wenig mit dem Zielland zu tun. Man sollte also nicht nur zu Erasmus-Partys gehen und die Angebote des International Office wahrnehmen, sondern über Hobbys oder Sport in das Leben im Land eintauchen. Ich blieb zum Beispiel zum Bedauern meiner Eltern auch über Weihnachten in Polen und feierte mit einer Freundin und ihrer Familie in Lublin. Noch heute habe ich die besseren Kontakte zu ein paar Polinnen und Polen als zu den „Internationalen“, die auch über Erasmus gekommen waren. Vor ein paar Jahren waren meine Frau und ich dann auf der Hochzeit der Lubliner Freundin.

Berufliche Perspektiven

Seit 2022 bin ich als DAAD-Langzeitdozent für das Fach Marketing an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul tätig. Diesen Schritt ins Ausland hätte ich bestimmt nicht gewagt, wenn ich nicht während des Studiums schon einen Sprung ins kalte Wasser gewagt hätte, und mich dann regional auf Mittel- und Osteuropa spezialisiert hätte. Dies brachte mich nach dem Diplom an die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder, wodurch ich meine Kontakte nach Polen weiter pflegen und ausbauen konnte. Später kam dann noch der Austausch mit der Türkei dazu, so dass man rückblickend sagen kann, dass mein Erasmus-Semester ein erster Schritt auf dieser internationalen Hochschulkarriere war.

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